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Daniel Fuhrhop im Interview:
Was ist eigentlich nach der Wahl?08.10.2021
Interview und Foto: Thea Drexhage
Sind Sie von dem Ergebnis enttäuscht?
Daniel Fuhrhop: Einerseits war ich sehr stolz, darüber dass 46% der Menschen in Oldenburg mich gewählt haben. Das war vor einem Jahr sicherlich nicht zu erwarten und zeigt, dass ich über Parteien hinweg einen großen Zuspruch bekommen habe. Andererseits war mein Ziel natürlich, die Wahl zu gewinnen und in dem Sinne bin ich enttäuscht, dieses Ziel nicht erreicht zu haben.
Woran hat es gelegen?
Daniel Fuhrhop: Die Frage würde ich umdrehen, denn es ist gegen einen Amtsinhaber sehr schwierig und sehr selten, eine Wahl zu gewinnen. Von daher kann man sich erstmal fragen, wie es denn gelungen ist, einen so großen Zuspruch zu erreichen und hier gibt es natürlich eine Grundlage durch die Grünen, die mich als Parteilosen nominiert haben und die selbst ja auch stärkste Kraft im Stadtrat geworden sind. Und ja, auch seit vielen Jahren hier verwurzelt sind. In diesem Sinne hatte ich eine gewisse Basis. Der wesentliche Punkt für dieses doch deutlich stärkere Ergebnis noch war sicher vielen Menschen klarzumachen, dass eine klimagerechtere oder in dem Sinne grünere Stadt eben so umzusetzen ist, dass sie etwas für die Menschen bedeutet, ihr persönliches Leben bereichert und die Lebensqualität der Stadt erhöht. Das hat viele Menschen, die sicherlich bei den parallelen Bundestagswahlen ihr Kreuz bei anderen Parteien gesetzt haben, dann dazu bewegt, mir ihre Stimme zu geben. Man kann jetzt im Rahmen einer solchen Kampagne auch nicht alles beeinflussen. Ein halbes Jahr vorher war der Rückenwind für die SPD, die den Amtsinhaber nominiert hat, deutlich schwächer und die für die Grünen erheblich stärker. Vielleicht hätte es dann anders ausgesehen. Wir wissen das alles nicht und das bringt auch letztenendes nichts, darüber nun lange nachzudenken.
Was haben Sie für sich aus dem Wahlkampf mitgenommen?
Daniel Fuhrhop: Ich war immer wieder total erfreut, was für tolle und engagierte Menschen es durch die ganze Stadtgesellschaft gibt, in der Wirtschaft, in der Verwaltung, in verschiedenen Institutionen oder auch sozialen Einrichtungen. Menschen, die wirklich etwas für die Stadt erreichen wollen und die teilweise das bisher nicht so umsetzen können, weil das an der Verwaltungsspitze nicht in der Form unterstützt wird, wie es möglich wäre. Ich habe mit jedem Monat mehr Lust gehabt auf dieses Amt. Am Ende zur Stichwahl hin war ich noch viel williger und entschlossener, jetzt Oberbürgermeister zu werden. Das andere ist vielleicht eher eine andere Erfahrung, die ich auf eine persönliche Weise aus dieser politischen Beschäftigung mitnehme. Es spielt dann im Gespräch von Person zu Person weniger eine Rolle, welche Ideologien vielleicht von einzelnen Parteien vorgetragen werden. Da wurden zwar während der Wahlkampagne von meinen Mitbewerbern auch immer wieder auch Vorurteile ausgegraben, die gegenüber den Grünen herrschen und auf mich übertragen wurden, aber in den direkten Gesprächen mit sehr vielen Menschen stelle ich fest, dass es um die beste Lösung vor Ort geht und es dann immer wieder möglich ist, hier die Notwendigkeit einer klaren Veränderung deutlich zu machen. Sei es nun Klimaneutralität, die erhebliche Veränderungen hier in Oldenburg noch erfordern wird, oder auch die Alterung der Gesellschaft, die die ganze Stadt verändern wird. Trotzdem aber ist das alles auf eine Weise möglich, die für die Menschen verständlich ist und die sie mit ihren persönlichen Zielen in Einklang bringen können.
Sind Sie weiterhin an der Universität tätig?
Daniel Fuhrhop: Ich war für die Kampagne ein halbes Jahr in einem sogenannten Sonderurlaub ohne Bezüge und habe auch freiberuflich als Autor oder Vortragender nichts getan. Seit dem 1.10. bin ich wieder an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im Fachgebiet Ökologische Ökonomie und arbeite dort wie vorher im Rahmen eines bundesweiten Forschungsprojekts, wo es vor allem darum geht, ältere Menschen zu unterstützen, die allein in einem Haus wohnen und sich nach Auszug der Kinder fragen, wie es weitergeht. Bei diesem Projekt sprechen wir derzeit darüber, wie sich das in den nächsten Jahren fortsetzen lässt. Hierbei bin ich auch selbst momentan durch verschiedene Gespräche dabei zu klären, auf welche Art und an welchem Ort ich dies tun werde. Aber alle können sicher sein, dass ich mich auch weiterhin für die Themen engagiere, für die ich jetzt bekannt geworden bin und für die ich stehe. Ich habe auch für die Kampagne mehr Lust als vorher bekommen, in verantwortlicher Position tätig zu sein.
Planen Sie, sich weiter in die gestaltende Politik der Stadt einzubringen?
Daniel Fuhrhop: Wie schon gesagt, müssen sich die Art und auch der Ort meiner Tätigkeit erst noch klären und davon wird auch die Antwort auf diese Frage abhängen.
Wäre es denkbar, den Grünen beizutreten?
Daniel Fuhrhop: Ich war parteilos und werde parteilos bleiben, und das ist mir auch sehr wichtig, weil ich den Konsens suche zwischen Menschen, die verschiedenen Richtungen anhängen. Insofern möchte ich mich überhaupt nicht davon distanzieren, dass die Grünen mich nominiert haben, weil die Themen, die lokalpolitisch zu entscheiden sind, auch ganz klar von den Grünen sinnvoll vertreten werden. Das heißt: konsequenter Klimaschutz, endlich bessere Radwege. Es gibt eine große inhaltliche Nähe, aber in anderen Punkten sieht das nicht ganz so aus und ich sehe meine Position außerhalb von Parteien.
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