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Keine halben Sachen01.08.2021
Text und Foto: Thea Drexhage
In einer Region in denen die Weiden dominiert werden von Kühen und Schafen ist die Weide von Madeleine Fortmann mit im Moment etwa 70 Tieren ein eher ungewöhnlicher Anblick. „Mein Vater hat damit vor 16 Jahren angefangen, weil er eine alternative zu Milchvieh gesucht hat, denn Massentierhaltung war keine Option. Mittlerweile ist das gut anerkannt. Damals war das ein absoluter Exot. Gerade die Landwirte haben einen dann eher belustigt angeschaut.“ Das der Betrieb dann einmal in ihre eigenen Hände fallen würde, war Madeleine Fortmann nicht immer klar. Neben ihrer landwirtschaftlichen Ausbildung und dem Studium der Agrarwissenschaften hat sie mit einer eigenen kleinen Zucht begonnen. Mit dem Ende des Studiums kam dann aber die große Frage: Was jetzt? „Ich habe mich dann gefragt: werde ich noch größer und mache es hauptberuflich? Bleibe ich auf diesem Niveau oder fahre ich sogar zurück und mache nur eine halbe Stelle. Aber halbe Sachen sind nicht so ganz mein Ding. Dann habe ich mich entschieden nicht Berufsschullehrerin zu werden, sondern dann eben Alpakas zu züchten.“ Der kommerzielle Aspekt der Alpakazucht besteht aus drei Aspekten. Einerseits der Verkauf der der Tiere, also Deckhengste und Elitestuten aus der Hochzucht. Außerdem der Verkauf der Wolle, vor allem im Winter, im eigenen Hochladen und außerdem der touristische Bereich. Spaziergänge mit Tieren oder auch Seminare treffen auf immer größere Beliebtheit. Nicht zuletzt dank der gewaltigen Alpakawelle, die vor einigen Jahren den kommerziellen Markt überrollt hat. „Alpakas auf Servietten, Blöcken, Toilettenpapier – alles wurde mit Alpakas und Lamas bedruckt. Dadurch ist der Freizeitmarkt extrem gewachsen.“, erklärt die Züchterin. Außerdem gilt es dauerhaft die Zucht zu präsentieren. Ob nun bei Tiershows, bei welchen die Anatomie der Tiere selbst eine Rolle spielt und für welche Madeleine Fortmann und ihre besten Hengste und Stuten schon mal bis nach Österreich reisen, oder die Vlies-Shows, bei welchen die Wolle bis in die USA verschickt wird, um große Preise zu erhalten. Die Wolle von Alpakas ist nämlich ganz besonders. Im Gegensatz zu Schafen ist diese fettfrei, also auch für Allergiker geeignet, und leicht. Das liegt daran, dass sie, wie es zum Beispiel auch bei Eisbären der Fall ist, hohl ist wie ein Strohhalm. Dadurch bekommt sie ganz besondere thermische Eigenschaften. Das macht sie nicht nur für Kleidung attraktiv, sondern auch für Bettdecken. Es ist quasi die bessere Alternative zu Daunen. „Die Tiere müssen dafür nicht gerupft werden. Wir können sie einfach jedes Jahr scheren.“, erklärt Madeleine Fortmann. Während die meisten Menschen nur kurzen Kontakt zu Alpakas haben, ist die junge Züchterin jeden Tag von ihnen umgeben. Verliert man dabei eigentlich bedingt durch die viele Arbeit die Faszination? „Wenn man selbstständig ist, ist das mit der Freizeit ja immer so eine Sache, aber hier kann man sich schon einen gewissen Freiraum nehmen. Mein Beruf ist zu Hause vor Ort. Natürlich erfordern diese einige feste Zeiten, aber ich kann schon mal sagen: ich mache jetzt zwei Stunden nichts und genieße einfach die Tiere. Wenn man einen schlechten Tag hatte, denn geht man auf die Wiese und alles wird wieder gut, weil sie einfach diese besondere Ausstrahlung haben.“
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