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Zuckerbrot oder Peitsche?27.07.2021
Text und Foto: Thea Drexhage
Bei einer Diskussionsrunde am 20.7. in der kultur_halle am Pferdemarkt haben sich daher vier Diskutant*innen den Fragen von Moderator Christoph Kiefer und des Oldenburger Publikums gestellt. Thema: Mobilität und Stadt – Neue Mobilitätskonzepte für Oldenburg. Dabei diskutierten Dr. Sven Urhahn des Stadtbaurats der Stadt Oldenburg, Felix Jahn, Geschäftsführer der IHK Oldenburg, Klaus Göckler, Geschäftsführer von Cambio Oldenburg und Friederike Lüschen, Bürgerin und Verkehrsteilnehmerin ohne Auto miteinander, jeder mit ganz eigenem Schwerpunkt. In einer Sache herrschte jedoch Einigkeit: Oldenburg ist zu attraktiv! Für Autofahrer zumindest. Beim ÖPNV, Carsharing oder anderen Alternativen Transportmitteln sähe das ganz anders aus. Während Dr. Sven Urhahn die Meinung vertritt, dass es wichtig sei, vor allem alternative Fortbewegungsmethoden Attraktiver zu gestalten, beispielsweise durch ausgeklügeltere Park & Ride Systeme betonte auch Felix Jahn, dass es nicht das Ziel sein kann, Autofahrer*innen zu verteufeln, gerade, weil der Einzelhandel in der Stadt auch von Menschen von Außerhalb profitiere. Das die bestehenden Park and Ride Angebote der Stadt kaum genutzt werden scheint in der Halle allgemeiner Konsens zu sein. Warum das so ist, erklärt sich Klaus Göckler so: „Jeder findet in der City einen Parkplatz. Und das für zu wenig Geld.“ Ein Ansatz wäre es also, die Parksituation unattraktiver zu gestalten und dafür Orte wie den Bahnhof Wechloy besser zu gestalten. Diese und andere Ansätze scheinen für viele Gäste an diesem Abend zu lasch. „Wo bleibt der Mut?“ heißt es aus dem Publikum und „Wird denn wirklich geglaubt, dass allein durch Angebote eine Mobilitätswende geschaffen wird, oder wären nicht auch harte Veränderungen, die die Menschen dazu zwingen sich anders zu bewegen mittlerweile angebracht?“ Konkrete Antworten gibt es nicht. Man könnte grüne Korridore schaffen, man könnte die Hauptverkehrsadern so ausrichten, dass mehr Platz für den ÖPVN und Radfahrer*innen ist, wären da nicht die Bäume, man könnte in der ganzen Stadt Tempo 30 einführen, wäre da nicht das Land Niedersachsen, man könnte Leuchtturmprojekte schaffen, wie beispielsweise die Umsetzung der Pläne für die untere Nadorster Straße – der Konjunktiv ist an diesem Abend der Freund der Diskutierenden. Wie bei jeder Veränderung spielen Ängste eine große Rolle. So fürchtet Felix Jahn die Menschen von außerhalb zu verlieren und plädiert auf eine verbesserte Ladesituation für Elektroautos, in denen er klar die Zukunft sieht, während Klaus Göckler auf das Sharing-Prinzip, egal ob Auto oder Fahrrad schwört. Das überwiegend ältere Publikum (Wo sind eigentlich die Bestreiter der FFF-Bewegung, die besonders gern die anwesende Generation für ihre Rücksichtslosigkeit kritisiert?), kann über diese Ängste nur müde lächeln. „Das ist wie die Beschwerden damals, als die Innenstadt zur autofreien Fußgängerzone wurde. Was die einen vielleicht vergrämt wird andere anlocken!“
Wie gut solche radikalen Veränderungen angenommen werden, zeigen Städte, die Oldenburg in vielem voraus sind. Ob dies nun Super-Wohnblocks in Barcelona in Barcelona sind, die den Autoverkehr in Nebenstraßen ausschließen, gigantische Fahrradgaragen wie in den Niederlanden oder aber auch erste zögerliche versuche in Deutschland, wie in Hamburg Ottensen, wo eine probeweise Fußgängerzone über mehrere Wochen getestet wurde – die Möglichkeiten sind da und das vielfältig. Es braucht eben nur Mut, vor allem in der Politik.
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