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Zur Kommunalwahl 2021 in Oldenburg – Unsere (un)schöne Stadt • Stadtplanung (Teil II)28.07.2021





Text und Foto: Rüdiger Schön
Ein ähnliches Desaster deutet sich am Stadtmuseum an, wo die Öffentliche Versicherung einen weiteren Büroturm errichten möchte, obwohl sie im Grunde keinen Bedarf hat. Der Vorstand der Öffentlichen Versicherung hat scheinbar noch keine Kenntnis davon, wie verheerend für die CO2-Bilanz die Zementproduktion und der Betonhochbau ist. Erfreulich ist dagegen, daß der Bürgerprotest die Betonburg an der 91er Straße zumindest vorläufig verhindert hat. Schräg gegenüber, auf dem alten Bahn- und EWE-Gelände verfällt dagegen das letzte bauliche Denkmal des Oldenburger Eisenbahn-Betriebswerkes. Inzwischen ist selbst der Erhalt der Fassade höchst unwahrscheinlich. Stattdessen soll auch dort nach Ende der Bahnarbeiten tonnenweise Beton vergossen werden, für einen Stadtteil, der an Tristesse das Revier am Oldenburger Stadthafen wohl noch überbieten wird. Schade, dass dort nicht die Anwohner*innen des Schützenwegs wohnen, die recht rigoros gegen die Baumaßnahmen auf dem Diakoniegelände vorgehen. Deren Aktivität verrät aber die Schwäche des  bürgerschaftlichen Engagements in Oldenburg. Passiert etwas in der direkten Nachbarschaft, wird schnell Alarm geschlagen. Passiert es 10 Straßen weiter, rühren sich die gleichen Bürger*innen wenig bis gar nicht. So wird also der Schützenweg hübsch bleiben, während das Gebiet zwischen Pferdemarkt und Donnerschweer Straße in Beton erstarren wird. Das ist nicht besonders glücklich, denn der Klimaschutz endet bekanntlich nicht hinterm Gartenzaun.
Wir sollten uns von der Sichtweise lösen, das dort die EWE und hier die Öffentliche Versicherung baut. Sie mögen ja im Grundbuch als Besitzer stehen, aber jeder, der einmal ein Haus gebaut hat, weiss, wie stark regulierend die Stadtverwaltung eingreifen kann. Hier ist jetzt nicht der Platz sich über die Möglichkeit des Baurechts auszulassen. Aber es bietet den Bürger*innen schon einige Möglichkeiten, sich in die Planung eines großen Areals einzumischen. Die großen Bauherren der Stadt gestalten mit ihren Projekten das Bild unserer Stadt, sie richten sozusagen unser Wohnzimmer ein, und da sollten die Oldenburger mitreden. Andernfalls wird nach den ökonomischen Bedürfnissen des Bauherren geplant und gebaut, was dann vermutlich eher karg aussehen wird.
Der Apell bleibt also richtig, dass sich die Bürger*innen in die Stadtgestaltung einmischen müssen, und dazu am besten Politiker*innen wählen, die das mit ihnen zusammen machen, und nicht solche, die sich eher dem Investor verpflichtet fühlen.

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