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Trottel und Tölpel09.07.2021
Denn die Überfahrt mit der Fähre kann schonmal etwas wackelig werden. Diese startet beispielsweise in Cuxhaven, von wo die MS Helgoland der Reederei Cassen Eils die etwa 70-minütige Reise auf das Eiland antritt. Ebenfalls gelangt mit dem Katamaran „Halunder Jet“ der FRS Helgoline von Hamburg oder dem „Adler-Cat“ von Amrum nach Helgoland. Wer sich das Ganze lieber aus der Luft anschauen möchte, hat die Möglichkeit, mit dem Flugzeug aus Cuxhaven zu starten. Ein etwas kostspieligeres Unterfangen. Die Zeitersparnis an dieser Stelle ist jedoch enorm. Lediglich 20 Minuten dauert der Flug.
Doch warum lohnt sich ein Ausflug ins entfernte Helgoland, wenn zahlreiche andere Nordseeinseln quasi vor der Haustür liegen? Einige sehen die Insel mit gerademal 1400 Einwohner*innen als Shoppingparadies, denn auf Helgoland sind Waren von Zoll-, Mehrwert und weiteren Verbrauchssteuern ausgenommen, da die Insel seit den Zeiten Napoleons als Ausland gilt, auch, obwohl die Hauptinsel die sowie die anliegende Düne als amtsfreie Gemeinde zum Kreis Pinneberg gehören. Das bedeutet, dass neben Waren wie Tabak und Alkohol auch Luxusgüter wie Parfüms, Uhren und Technik etwa 16% günstiger angeboten werden können. Es gilt jedoch, die abgabefreien Mengen von Gütern bei der Wiedereinreise auf das Festland zu beachten.
Natürlich ist Shopping nicht der einzige Reiz.
Vor allem Naturliebhaber kommen auf Helgoland voll auf ihre Kosten. So ereignet sich jährlich ein gewaltiges und vor allem lautes Spektakel. An den unverkennbaren roten Steilklippen in Nachbarschaft der Langen Anna nisten jedes Jahr tausende Seevögel. Darunter die schwarz-weißen Trottellummen und die riesigen, blaufüßigen Basstölpel. Erstere faszinieren immer wieder auf’s Neue. Vor allem dann, wenn die Jungvögel, welche noch nicht in der Lage sind zu fliegen, ihr Nest das erste Mal verlassen. Dies gelingt nur, indem sie sich über 50 Meter in die Tiefe ins offene Meer stürzen. Der sogenannte „Lummensprung“ zieht jährlich tausende begeisterte Vogelbeobachter aus aller Welt an. Ähnlich faszinierend sicherlich die riesige Schar an Basstölpeln. Diese imposanten Meeresvögel haben Helgoland als einziges Brutgebiet in Deutschland ausgesucht. Bei all der Faszination für diese spannenden Vögel hat das Bild der großen Nistkolonien auch einen bitteren Beigeschmack, denn wie überall richtet auch hier der Mensch ein großes Unglück an. So bestehen die Nester der Vögel, die das Nistmaterial auf dem offenen Meer suchen, nicht aus organischem Material, sondern überwiegend aus den Fetzen alter Fischernetze. Die sogenannten „Dolly-Ropes“ sind Fäden, die am unteren Ende von Fischernetzen angebracht werden, um das eigentliche Netz beim Ziehen über den Meeresboden vor dem Durchscheuern zu schützen. Diese rein aus Plastik bestehenden Teile werden in den Nestern der Vögel zu tödlichen Fallen, da diese im Gegensatz zu organischem Material nicht nachgeben, sollte sich ein Vogel darin verheddern. Zahlreiche Organisationen setzen sich derzeit dafür ein, dass diese „Dolly Ropes“ aus der Fischerei verbannt werden. So startete beispielsweise 2018 ein, von den Landesregierungen gefördertes, Forschungsprojekt in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dass Netzkonstruktionen entwickelt, welche die Dolly Ropes überflüssig macht. Den Meeresvögeln wäre es zu wünschen.
Natürlich kommen auch Nichtornithologen auf Helgoland auf ihre Kosten. Neben guter Gastronomie ist allein das idyllische Bild der bunten Hummerbuden direkt am Hafen einen Bummel wert, welcher bestenfalls durch den Ort auf die hohen Wiesen führt, wo das Durchatmen bei bester Meeresluft den Stress des Alltags vergessen lässt. Auch ein Sprung ins kühle Nass ist möglich. Das gelingt am besten auf der Nachbarinsel Düne, welche mit einem kleinen Boot in nur 5 Minuten erreichbar ist. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass an den schönen Sandstränden nicht der gemeine Badegast die Nummer Eins ist, sondern die vierflossigen Kollegen aus dem Meer, denn vor allem auf der Düne präsentieren mit Vorliebe Seehunde und Kegelrobben ihre Bikinifigur beim ausgedehnten Sonnenbad. Da die Tiere kaum Scheu zu den Menschen zeigen, werden die Gäste gebeten, immer mindestens 30 Meter Abstand zu den Tieren zu halten. Besonders im Winter, wenn die Tiere ihre schneeweißen Jungtiere am Strand aufziehen, gilt es, sich an diese Regeln zu halten.
Aber wie viel Zeit sollte man für einen Besuch einplanen? Durch die guten Fährverbindungen ist ein Tagesausflug durchaus möglich und genügt im Prinzip, um die Insel ein Mal zu umrunden. Doch um bestmögliche Entspannung zu erleben, lohnt es sich, ein paar Tage mehr auf der autofreien Insel zu verbringen und die besonderen Bewohner, egal ob Mensch oder Tier, kennenzulernen. Unterkünfte gibt es zu genüge. Egal ob Luxushotel mit Spa, Ferienwohnung, Campingplatz oder ein gemütlicher Bungalow auf der Düne, die Insel hält für alle Vorlieben eine Option bereit.
Text und Foto: Thea Drexhage
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