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Streitbare Intellektuelle16.06.2021



Text: Horst E. Wegener
Foto: [font=Helvetica] Jonas Maron[/font]
Jene kritische Haltung ist typisch für Monika Maron, die weder in der DDR noch im vereinten Deutschland die Gesellschaft altersmilde werdend durch rosarot eingefärbte Brillengläser beäugen wollte. Zudem dürfte ihre Familiengeschichte von Belang sein: Dass der jüdische Großvater von den Nazis deportiert und ermordet worden war, machte Marons Mutter nach ´45 zur glühenden Kommunistin, die im Osten das bessere Nachkriegsdeutschland ersehnte. Ihren neuen Mann dort, der Monika später ihren heutigen Nachnamen bescherte, Karl Maron, seines Zeichens Innenminister der DDR, wollte die aufmüpfige Stieftochter nie akzeptieren. Erst mit dessen Tod, 1975, fühlte sich Monika frei, journalistisch und schriftstellerisch arbeiten zu können. Bis dahin musste die Heranwachsende als Angehörige eines hohen DDR-Funktionärs ähnliche innerfamiliäre Konflikte bewältigen, wie sie etwa auch im Haushalt des Schriftstellerkollegen Thomas Brasch an der Tagesordnung waren.Nachdem Monika Maron ´88 die DDR mit einem Dreijahres-Visum gen Westen verlassen konnte, sind ihre Romane in den internationalen Großfeuilletons mehrheitlich gelobt worden. Und man hat der streitbaren Intellektuellen etliche Preise verliehen, vom Kleist- über den Hölderin- bis hin zum Lessing-Preis. So unbeirrbar wie unversöhnlich äußert sich die Maron systemkritisch, sieht sie im Nachwende-Deutschland etwa durch Zugeständnisse an die muslimischen Verbände die Religionsunabhängigkeit des Staates und ein westlich emanzipiertes Frauenbild gefährdet. Mit ihrem jüngsten Roman „Artur Lanz“, der als ein Plädoyer für Unterschied und Debatten, gegen ideologische Rechthaberei und Identitätspolitik gesehen werden könnte, zog sich die Achtzigjährige den Vorwurf mancher Brancheninsider zu, mit der rechten Szene zu sympathisieren. Wer so denkt und argumentiert, sollte das Buch lieber sorgfältig lesen, bevor man der Autorin reflexartig die falsche politische Haltung vorhält. Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit dem Roman und seiner Verfasserin besteht am 20.6. ab 11 Uhr im Oldenburger PFL, wenn Michael Sommer im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Konstellationen“ Monika Maron zu Gast hat.
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