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Neues aus der Hauptstadt11.06.2021
Text: Horst E. Wegener
Für ihre Schokoladen-Edition Preußisch Süß hat die 1968 im damaligen West-Berlin geborene Schriftstellerin Tanja Dückers jene Eigenarten von Berlins Bezirken sogar auf die wesentlich kleinteiligeren Stadtteile heruntergebrochen. In Christoph Wohlfahrt, einem aus Bremen stammenden Chocolatier und Wahlberliner fand sie einen Seelenverwandten, mit dem zusammen das Kreieren von identitätsstiftender Stadtteil-Schokolade zur puren Genuss-Arbeit ausartete. Unabdingbar, dass man zu Beginn auch eine passende Schokoladen-Manufaktur in der Region auftun musste, die für diese etwas spleenige Idee ebenfalls begeisterungsfähig sein sollte. Ein Bio- und Fair-Trade-Partner mit entsprechender Neigung zum Experimentieren fand sich im brandenburgischen Spreewald: Der Familienbetrieb Edelmond. Aus anfangs 15 Stadtteil-Tafeln sind mittlerweile 22 geworden – allesamt farbig ansprechend verpackt und mit Texten auf der Rückseite der Tafel von Dückers kenntnisreich vorgestellt. Die Kurzprosa der in Wilmersdorf aufgewachsenen und nun schon seit Jahren im Prenzlauer Berg wohnenden Schoko-Liebhaberin greift gern mal auf Klischees zurück, die prompt ironisch konterkariert werden. Literarische Kostproben gefällig? Im Nordwesten Berlin, im Wedding, lassen sich „Kernbeißer-Nibs, Reste von Bier und Knäckebrotkrümel auf einem durchgesessenen zartbitterbraunen Sofa“ entdecken, um die Seele des Malocher-Viertels auf den Punkt zu bringen. Für Friedrichshain, den „temporeichen und hedonistischen Bezirk“ werden rosa Pfeffer, Spreesalz und Sauerkirsche kombiniert. „Eine drollige Nanaminze drängelt sich auch noch dazwischen.“ Und Neukölln? Verspricht Action: „Wehrhafte Haselnuss-Spikes im heldenhaft ausgebreiteten Superman-Rum-Mantel auf einer stolzen Edelbitter mit Mamas Kardamon obendrauf – bitteschön!“
Die Leidenschaft für Schokoladiges begleitet Schokoholic Dückers von klein auf. Wo andere ihren 18. Geburtstag mit einem ausufernden Besäufnis initiieren, lud die West-Berliner Pflanze seinerzeit zum Schoko-Brunch. In ihrem Lieblingsladen kauft die Prenzlbergerin bis heute Schokolade, wie andere ihre Zigaretten im Späti – regelmäßig und voller Lust.
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