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Es geht um die Zukunft12.05.2021



Interview: Rosy Reichert

- Was versteht sich unter nachhaltiger Mobilität? Ist das nur am Radfahren orientiert?
Nachhaltige Mobilität bedeutet, wenn die Mobilität unter ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht mittel- und langfristig zukunftssicher gemacht wird. In der öffentlichen Diskussion wird diese Nachhaltigkeit häufig auf die umweltgerechte Weiterentwicklung im Sinne es Umweltverbundes reduziert, also das zu-Fuß-Gehen, das Radfahren und die Nutzung von Bus und Bahn.
 
- Was müsste vordringlich in Oldenburg und angrenzenden Gebieten passieren, um weniger Abgase, Lärm und Staus zu produzieren?
Um die Mobilität zukunftssicher machen zu können, ist es erforderlich, eine Verlagerung vom privaten Pkw-Verkehr auf den Umweltverbund zu erzielen. Hierzu müssen attraktive Alternativen zum privaten Pkw aufgebaut werden. Mobilitätsveränderung geht einher mit Mobilitätsverhalten und das kann nur mit attraktiven Angeboten und Anreizen erreicht werden. Insgesamt muss der Umweltverbund gestärkt und der Autoverkehr in Teilen zurückgedrängt werden. Eine ausschließliche Priorisierung des Kfz-Verkehrs wir über kurz oder lang zu einem Kollabieren des Systems Mobilität führen.
 
- Muss der ÖPNV in Oldenburg nicht völlig neu gedacht werden?
Der ÖPNV in Oldenburg und der Region verfügt über gute Ansätze. Allerdings muss die Weiterentwicklung schneller und dynamischer als bisher erfolgen. Die im vergangenen Jahr umgesetzte Verknüpfung von Stadt- und Regionalbuslinien zwischen Oldenburg und dem Ammerland fußt auf Planungen, die rund 20 Jahre alt sind, das ist eine Ewigkeit! Wenn wir Veränderungen wollen, müssen wir wesentlich schneller handeln. Dem ÖPNV wird auch in der Zukunft eine Hauptaufgabe im Mobilitätsmix zukommen. Das geht nur mit mutigen Schritten in Unternehmen, Verwaltung und Politik. Hier fehlt häufig noch der Wille für Veränderung.
 
- Was ist mit den Stadtteilbahnstationen, müssen die nicht dringend ertüchtigt werden?
Die Reaktivierung von Bahnhöfen und Haltepunkten ist ein wichtiger Baustein, um ÖPNV und Umweltverbund voranzubringen. Mit dem Bau der Station in Oldenburg-Wechloy sowie der Wiederinbetriebnahme der Haltepunkte in Wechloy und Jaderberg  wurden in der Region sehr gute Erfahrungen gesammelt. Der Bahnverkehr wird in den kommenden Jahren bundesweit ausgebaut werden. Das ist eine gute Gelegenheit, weitere Verbesserungen für den Nordwesten in Angriff zu nehmen. Hierbei liegt die Verantwortung beim Land Niedersachsen. Dort müssen Forderungen deutlich gemacht werden, um die Region Oldenburg/Ostfriesland angebunden zu halten.
 
- Wie kann das schnell erreicht werden? Schnell geht das gar nicht, eher superlangsam! Wenn Du erlaubst, stelle ich mir selbst hier eine Alternativfrage.
- Welche Schritte sind für die Mobilitätswende erforderlich?
Die Angebote des Umweltverbundes müssen konsequent gefördert und vorangebracht werden. Dazu gehört der massive Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur, eine neue Aufteilung des öffentlichen Raumes, die Weiterentwicklung des städtischen und regionalen ÖPNV und vor allem die Vernetzung der einzelnen Mobilitätsangebote zu denen auch Teilangebote wie das Car- und BikeSharing gehören. Dafür müssen auch Anreize geschaffen werden, um diese Angebote zu nutzen. Wir müssen davon wegkommen, alles dem Autoverkehr unterzuordnen. Das wurde in den letzten Jahrzehnten gemacht und nun stellen wir fest, wohin eine solche Entwicklung führt.

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