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Es gibt immer Luft nach oben12.05.2021



Text und Foto: Thea Drexhage

So startete vor einigen Jahren die Aktion „Oldenburg räumt auf“, bei welcher Oldenburger*innen an einem festen Datum zusammenkamen, um die Stadt von Müll zu befreien. Warum das in diesem Jahr etwas anders ist, erklärt Andreas Wylenzek: „Die letzte zentrale Veranstaltung fand 2019 mit 6000 Teilnehmer*innen statt. Im letzten Jahr waren wir wegen der Coronaentwicklungen sehr verunsichert. Keiner konnte das so richtig einschätzen, daher musste Oldenburg räumt auf komplett ausfallen. In diesem Jahr haben wir dann interessierten Gruppen angeboten: ihr könnt sammeln, auch wenn es keine zentrale Veranstaltung gibt. Es kann das gesamte Jahr mit Ausnahme der Brut und Setzzeit gesammelt werden. Wir organisieren Abholplätze und stellen Material wie Säcke und Handschuhe. In diesem Jahr haben allein im März 67 Gruppen gesammelt, davon 8 Bürgervereine und 3 Schulen. Mehrere Gruppen wollen ihr Umfeld über das gesamte Jahr aufräumen. Insgesamt waren es 900 Teilnehmer*innen bisher.“ Schöner wäre es natürlich, wenn es gar keinen Müll zum Sammeln geben würde, doch das Denken und die Verantwortung fängt bei jedem einzelnen Menschen an. Stolz berichtet Volker Schneider-Kühn von einem neuen Projekt zur Prävention: „Illegale Ablagerungen von Müll im öffentlichen Raum nehmen leider zu. Das ist sehr kritisch. Eigentlich ist es so, dass der AWB für seinen Bereich zuständig ist, das Grünflächenamt und das Gewässerunterhaltung haben ihre Bereiche.


Besser: Müll vermeiden
Wir haben uns dann vorgenommen, alle Stellen zusammenzubringen und das Projekt „Stadtsauberkeit“ zu starten. Dafür haben wir Plakate für den öffentlichen Raum gelayoutet, um Menschen zu sensibilisieren und Müllentstehung zu vermeiden. Unser Ordnungsamt wird verstärkt auf illegale Ablagerungen achten. Das passiert auch heute schon. Wenn es illegale Ablagerungen gibt und Hinweise auf den Verursacher, dann wird das geahndet. Außerdem gründen wir im AWB eine schnelle Einsatztruppe. Die „Care-Force Oldenburg“. Mit dieser schnellen Eingreiftruppe wollen wir illegal Abgelagerten Müll schneller entfernen. Dafür halten wir 2 Mitarbeiter und ein Fahrzeug vor, die sich nur um dieses Gebiet kümmern. Wir gehören verschiedenen Fachgremien in Deutschland an und haben von anderen Städten gelernt. Je schneller eine Ablagerung aus dem öffentlichen Raum verschwindet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese größer wird.“ Der Müll im öffentlichen Raum, dass sind nicht nur Plastiktüten in der Fußgängerzone oder in Gewässern oder illegal abgeladener Sperrmüll in Wäldern, sondern auch unscheinbare Dinge wie Zigarettenstummel.
 
Kippengully
Bereits einer genügt, um 40l Grundwasser zu verunreinigen. Deshalb wurden im März als Modellversuch die ersten Kippengullys an den Bushaltestellen des Lappan angebracht. Das sind in den Boden eingelassene Behälter mit Gitterdeckel, in welche Raucher*innen ihre Zigarettenstummel werfen können, diese werden dann regelmäßig vom AWB entleert. Bisher werden diese laut Andreas Wylenzek hervorragend angenommen, sodass es nach einer längeren Testphase vorstellbare wäre, diese flächendeckend einzusetzen. Auch das Projekt „Kunststofffreier Wochenmarkt“, welches während Corona etwas stagnierte, soll wieder in vollen Gang gebracht werden. „Ziel ist es, Kunststofftüten vom Wochenmarkt zu verbannen. Einige Stände nutzen nur Papiertüten mittlerweile, aber auch das ist nur ein Zwischenziel. Endziel sollen Mehrwegbehältnisse, möglicherweise mit einem Pfandsystem sein, wo es nach Lebensmittelrecht möglich ist.
Gutes Gespräch mit dem Ernährungsrat, wo wir auch in der Gastronomie Pfandsysteme unterstützend einführen möchten. So dass diese Einwegsverpackungsmaterialien in den nächsten Jahren reduziert werden können.“, so Volker Schneider-Kühn.
 
Abfallkreisläufe schaffen
Während Abfallvermeidung eines der besten Mittel ist, um etwas gutes für die Umwelt zu tun, gilt es für den AWB natürlich auch, die eigenen Verwertungsabläufe zu optimieren und bestenfalls gesunde Abfallkreisläufe zu schaffen. Ein Paradebeispiel dafür ist sicherlich der Umgang mit Grünabfällen aus den Oldenburger Gärten. Diese werden binnen 4 Wochen in Neuenwege zu bestem Kompost verarbeitet, welcher den Oldenburger Gartenbesitzer*innen wieder zu Gute kommt. Warum der Oldenburger Kompost gut für das Klima ist, erklärt Andreas Wylenzek so: „Durch den Kompost, der bei uns günstig lose oder in Säcken, welche zu 50% aus Recyclingmaterial bestehen, erworben werden kann, werden Moore geschont, da dieser Kompost komplett ohne Torf auskommt. Damit haben wir in Oldenburg einen Wirtschaftskreislauf geschaffen. Kompost aus Oldenburger Gärten für Oldenburger Gärten. So einen Kreislauf würden wir uns auch für andere Sachen wünschen. Das spart massiv CO2 ein, da keine Moore abgebaut werden müssen.“ In kleinerem Rahmen wird bereits an weiteren dieser Kreisläufe gearbeitet. So schloss sich der AWB in der Vergangenheit mit ganz verschiedenen Organisationen zusammen, um weggeworfenen Dingen neues Leben zu geben.


Nicht wegwerfen, reparieren
Gemeinsam mit dem Naturschutzbund werden in Schulen alte Handys gesammelt, welche in einer zertifizierten Behindertenwerkstatt repariert und zurück auf den Second-Hand-Markt gebracht werden, oder, wenn dies nicht mehr möglich ist, in ihre Einzelteile zerlegt werden, um sauber die wertvollen Rohstoffe zu trennen. Gemeinsam mit der Dekra-Toys Company werden Spielzeuge auf den Annahmestellen gesammelt, welche gereinigt und repariert werden können. Für die Werkstätten des Baumhaus Oldenburg werden alte Fahrräder, unter Absprache mit den Entsorgern, zur Reparatur und Weitergabe gesammelt. Aktuell laufen Außerdem Gespräche mit dem RepairCafé, um in Zukunft auch Möbel und Elektronik wiederbeleben zu können. Aber nicht nur der Müll der anderen ist ein Problem für das Klima. Auch in der Entsorgung selbst können Abläufe optimiert werden, um den ökologischen Fußabdruck zu verbessern.


Wasserstofffahrzeug?
Großes Thema ist dabei die Mobilität der eigenen Flotte. Volker Schneider-Kühn erläutert, wie die Zukunft der AWB-Flotte vielleicht aussehen könnte: „Wir begleiten das Thema Wasserstofffahrzeuge, welche seit Kurzem gebaut werden, schon seit 2 Jahren mit der EWE und einem Fahrzeughersteller. Im August 2019 hatten wir ein Testfahrzeug mit Messinstrumenten, wodurch wir unsere eigenen Energiedaten berechnen konnten. Anhand dieser Daten wurde ein Abfallsammelfahrzeug für die Oldenburger Verhältnisse konfiguriert. Dann schrieb ein Student seine Bachelorarbeit zum Thema „Kosten-Nutzen-Analyse eines wasserstoffbetriebenen Abfallsammelfahrzeugs“, welche ich begleitet habe. Mit dieser Arbeit haben wir das Thema in unseren Betriebsausschuss gebracht und beschlossen, dass wir zwei dieser Fahrzeuge bestellen möchten, sofern diese mit Fördergeldern gedeckt werden. Wir warten derzeit auf die positiven Bescheide auf unsere Anträge. Ein Wasserstofffahrzeug kostet den dreifachen Preis eines bisherigen Fahrzeugs, was wir den Gebührenzahlern nicht zumuten möchten. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Anträge bewilligt werden und wir vielleicht noch in diesem Jahr ein erstes Wasserstofffahrzeug in Oldenburg haben werden.“

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