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FünfzehnUnten - Geschichten aus der Wohngemeinschaft Alteneschstraße07.05.2021
Text und Foto: Laura Altenbach
„Leicht einen sitzen und keine Termine!“ – trötet Insa ihre Definition von Glückseligkeit von der Gartenliege aus durch die Gegend. Nach einer ausgiebigen Joggingrunde mit Dario heimzukehren, ein leckeres Bierchen in der Hand und die Sonne im Gesicht zu haben, das ist genau nach ihrem Geschmack. Und weil das so schön mit anzusehen ist, ist nun, pünktlich zu ihrem 27. Geburtstag, die liebe Insa an der Reihe in dieser kleinen, aber feinen Vorstellungsrunde. Mit dem Laptop auf der Wiese zu liegen, während man noch in Erinnerungen an den leckeren veganen russischen Zupf- und Apfelkuchen schwelgt, die anlässlich der Feierlichkeiten serviert wurden, die Mitbewohner um einen herum tratschen und prokrastinieren, und Wolke, unser Nachbarskater, ab und zu vorbeischleicht und Insa auf den Schoß hüpft, um seine ausgiebigen Streicheleinheiten einzufordern, das macht die Arbeit gleich erträglicher. So sind auch schon einige Unterrichtsstunden von Insa, der angehenden Grundschullehrerin, draußen, in der WG-Küche oder beim Tischtennis-Spielen entstanden. Wobei es im letzten Fall wohl nicht wirklich zur Unterrichtsvorbereitung kam, aber dafür haben jetzt die Mitbewohner das Zeug zum Elfchen-Dichten. Dario hat sich sogar mit den Kühlschrank-Magneten an ein bisschen Poesie getraut, die definitiv das Zeug zur Veröffentlichung hat. Das es in dem Gedicht um eine Person geht, die sich nach den ersten Sonnenstrahlen, die einem morgens die Nase kitzeln, wieder unter der Decke verkriecht, zeigt, wie gut Insa ihren „Schüler*innen“ vermitteln konnte, was es heißt sich selbst über Kunst auszudrücken. Eine wahre Pädagogin eben.
Aber natürlich nicht nur das. In ihr steckt auch der Abenteuergeist Salazhars, die (ja es handelt sich bei Salazhar, Insas Dungeon & Dragon Charakter, um eine Frau – bloß nicht von der Namensgebung verwirren lassen) sich mit ihren Wurfäxten und Langschwertern in jede Schlacht stürzt. Während andere Teilnehmer*innen des Spiels, in dem Martin als Spielleiter die tollsten Abenteuer entwirft und oft große Mühe hat, alle am Leben zu erhalten (danke dafür!), eher etwas ängstlicher spielen, heißt es bei Insa umso schneller „Tja, ich denke wir greifen an!“, gefolgt von ihrem Kriegsgeschrei „HAZAAAAR!“. Dabei ist dann auch ganz egal, ob ein Ork, zwei Trolle oder eine Horde Zombies Opfer ihres kriegerischen Übermutes werden sollen.
Im wahren Leben stellt sie sich aber natürlich ebenso großen Herausforderungen. So sah man sie diesen Winter durch die Schneeverwehungen stapfen, fest entschlossen sich mit dem mehr oder minder zu diesem Zwecke geeigneten Skateboard (von dem noch nicht einmal die Rollen abmontiert waren) jeden Hügel runterzuschlittern, der ihr begegnen würde. Da allerdings Niedersachsen nicht einfach nur so das Wort „niedrig“ im Namen trägt, sondern vielmehr den Inbegriff von „Flachland“ darstellt, fanden sich diese Hügel dann leider hauptsächlich auf Spielplätzen. Hier allerdings setzte sie sich todesmutig auf das Brett und raste, immer wieder an Grasnarben hängenbleibend, mit einer Geschwindigkeit von bestimmt 2 km/h den „Berg“ hinunter, wofür sie von ihrem Publikum tosenden Beifall geerntet hätte, hätte dieses nicht aus lediglich zwei Personen bestanden. Eingekuschelt in eine warme Decke, mit einer Tasse Kakao in der Hand, oder wahlweise auch Glühwein, sollte die Hafermilch mal aus sein – denn Kuhmilch ist für Insa nie eine Alternative – finden sich nach solcherlei Unternehmungen dann alle in der WG-Küche oder beim Tatort gucken auf dem Sofa wieder aufgewärmt zusammen.
Das auf Sofas auch getanzt werden kann, hat Insa gestern bewiesen, als sie Leire irgendwann den Sprung auf die gepolsterte Bühne nachgetan hat und begleitet von schrillem Gesang immer mal wieder unfreiwillig auf der Lehne „Platz genommen“ hat, da die ganze Angelegenheit doch wackeliger war als erwartet. Ob da die paar Cocktails auch eine Rolle bei gespielt haben, kann man selbstverständlich nicht mit Gewissheit sagen. Sicher ist jedoch, dass es Felix definitiv nicht geschafft hat, diszipliniert ins Bett zu gehen, sondern stattdessen irgendwann vom Treppenabsatz mit lautem Motivationsgebrüll Insas Geburtstagsgäste (bestehend aus den WGlern, also vielleicht nicht wirklich als Gäste zu bezeichnenden Menschen) zu noch ausgelassenerem Tanzen angestachelt hat und dabei eine mit Pikachu dekorierte Gameboy-Hülle um den Hals geschlungen hatte, die er, da sie bislang auf E-Bay noch nicht ersteigert worden war, nun bei seinen armen Mitbewohnern loswerden wollte. Insas „Du hast sie wohl nicht mehr alle!“ ist da manchmal alles was noch hilft.
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