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Rebellin des Jugendstils06.04.2021

Rebellin des Jugendstils

Zauberhafte Fabelwesen, Blüten und Astwerk, so fein gezeichnet, als wären sie getrocknet und aufgeklebt: Ilna Ewers-Wunderwald (1875-1957) war eine Ausnahmekünstlerin und galt im Jugendstil als Ikone. Obwohl Kunstbetrieb und Kunstkritik ihre Einzigartigkeit würdigten, zog sie sich ab den 1920er Jahren aus der Öffentlichkeit zurück. Vom 21. Mai bis zum 29. August zeigt das Horst-Janssen-Museum eine Ausstellung mit 100 Werken der Vielbegabten. Unter dem Titel „Rebellin des Jugendstils“ soll „die Wiederentdeckung einer faszinierenden Künstlerin“ gefeiert werden.
Die Tochter eines Düsseldorfer Fahnenfabrikanten prägte ihren ganz eigenen Stil, ließ sich weder von Mode- noch von Rollenzuweisungen gängeln und schuf ornamentale Bilder von beeindruckender Unverwechselbarkeit. In ihren Versionen des phantastischen Jugendstils zeigt sie florale Szenen, die tatsächlich aus Wunderwäldern stammen könnten. Ihren Nachnamen hat sie sich aber nicht etwa ausgedacht, sie wurde tatsächlich als Caroline Elisabeth Wunderwald geboren.
Die ebenso Vielseitige wie Aufgeschlossene machte nicht nur durch ihre Ausstellungen in der Berliner Secession von sich reden. Gerne trat sie im Herrenanzug auf, trug Kurzhaarschnitt und Zigarettenspitze. Mit adretter Weiblichkeit hatte Ewers-Wunderwald, die auch bildende Künstlerin, Modeschöpferin und Kabarettistin war, so gar nichts am breitkrempigen Hut. Sie machte ausgedehnte Fernreisen nach Südamerika, Südostasien und Indien und schöpfte aus der Begegnung mit anderen Kulturen ihre Inspiration. Ihr Bilder-Kosmos, ausgestattet mit Fabeltieren und Märchenpflanzen, besticht auch heute noch durch Originalität und farbsatte Detailverliebtheit.
Ilna Ewers-Wunderwald war Autodidaktin. Sie arbeitete oft mit chinesischer Tinte, ihr Spezialgebiet aber waren leuchtende Wasserfarben in Verbindung mit Federzeichnungen.
Das Horst-Janssen-Museum zeigt 100 Werke der Künstlerin. Die Ausstellung wurde von Dr. Sven Brömsel (Berlin) kuratiert. „Ilna Ewers-Wunderwald bewegt sich zwischen Jugendstil und Symbolismus, ihr Umgang mit Farbe ist meisterhaft“, heißt es in der Ankündigung.
Üblicherweise werden die Ausstellungen im Horst-Janssen-Museum von einem umfangreichen Programm aus Führungen und Workshops begleitet. Aufgrund der Corona-Einschränkungen ist dies derzeit nicht möglich. Doch es gibt Alternativen. Unter dem Motto „Bei Anruf Kunst!“ finden Telefonführungen statt. Vorab gibt es das Bildmaterial per Post nach Hause. Die Kunstvermittlerin Geraldine Dudek führt dann in einer Telefonkonferenz durch das jeweilige Thema. Auch Online-Zeichen-Workshops und digitale Sonntagsdialoge sind coronakonforme Formate.

Text: Britta Lübbers

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