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Bunt und bitterernst17.12.2020
Text und Fotos: Thea Drexhage
Zum Glück bietet jedes Problem die Möglichkeit, sich mit eben diesem kreativ auseinander zu setzen und da wir gerade mehr als genug Probleme haben, haben vor allem die lieben Karikaturisten alle Hände voll zu tun. Die Ergebnisse zahlreicher Arbeiten von Künstler*innen wie Martin Perscheid, Renate Alf oder Johann Mayr lassen sich derzeit unter dem Ausstellungstitel „Glänzende Aussichten – 99 Karikaturen zu Klima, Konsum und Katastrophen“ an gleich vier Orten in Oldenburg betrachten, nachdem die auf einem Buch basierende Sammlung schon in diversen Städten Halt machen durfte.
Verantwortlich dafür ist die Evangelische Akademie, die die Ausstellung des katholischen Hilfswerks nach Oldenburg holte. In der derzeit ruhigen Fußgängerzone wurden einige der Karikaturen im Schaufenster des RAZ – Raum auf Zeit (Haarenstr. 11 – 15) ausgehangen und sind für jede*n von außen sichtbar. Auch im Ökumenischen Zentrum, quasi nebenan, hängen einige der Arbeiten. Den Rest zu finden wird schon etwas schwieriger unter aktuellen Bedingungen. Wer derzeit seinen Ausweis verbummelt oder andere bürgerliche Anliegen hat, kann einige Werke beim schnöden Warten im Bürgeramt Mitte am Pferdemarkt betrachten – etwas Humor hat an solchen Orten ja noch nie geschadet. Der Rest der Sammlung befindet sich im Stadtplanungsamt in der Industriestraße 1a und kann nach Terminvereinbarung betrachtet werden. Unzählige Bilder zieren dort die langen Flure, die auch sonst spannende Ausstellungen beherbergen. Dort sorgen die bunten Bildchen schon für die ein oder andere Diskussion, wie Sabine Urban, deren Büro direkt gegenüber zahlreichen Werken liegt, berichtet. Zwar finden regelmäßig kleinere Ausstellungen in den Räumen des Stadtbauamts statt, doch dann ziehen diese auch ein größeres Publikum an, allein durch die Rats- und Planungssitzungen, die in Nicht-Coronazeiten dort abgehalten werden. Nun wird eben in kleinerem Kreise über die teilweise doch sehr provokanten Zeichnungen und ihrer eventuellen Ungebührlichkeit diskutiert. Somit erfüllt die Ausstellung voll und ganz ihren Zweck, denn zeigen die Bilder auf den ersten Blick niedliche Wale, Pinguine, Fische oder süße, verstrahlte Dreiohrhäschen, zeigen sie doch auf verdrehte Art vor allem eins: einen glänzenden Spiegel, der in die Gesichter der Betrachter*innen zeigt, und diese bestenfalls zum Nachdenken anregt, denn auch, wenn sich viele dieser Darstellungen an die großen und mächtigen der Welt richten, adressieren sie hier und da auch die kleinen Problemchen, deren Lösung jeder selbst in der Hand hat.
Bis zum 21.1.2021 gastiert die Ausstellung in Oldenburg. Alternativ kann sich die Sammlung im dazugehörigen Buch, welches unter anderem im Eine Welt Laden (auch online) vertrieben wird, anschauen.
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