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Drinks? Klar. Aber woher?26.11.2020
TEXT: HORST E. WEGENER
Neues aus der Hauptstadt: Berliner Coronanächte Die gemeinsame Arbeitssession hat sich mal wieder hingezogen, spät ist’s gewor-den – wie früher. Und bevor wir nach dem endlosen Sichten und erfolgreichen Aus-wählen einiger Fotos zur geplanten Repor-tage Schluss machen und auseinanderge-hen, überkommt uns mächtiger Bierdurst. Absackerdrink in der nächstbesten Knei-pe fällt Corona-bedingt derzeit aus, im Kühlschrank des Arbeitskollegen herrscht gähnende Leere – typisch Single. Spät-verkauf? Der vom Kollegen regelmäßig frequentierte Späti seines Vertrauens befindet sich nur eine Straße weiter; klingt verlockend. Dort angekommen: Rollläden heruntergelassen, Eingang dicht! Was soll’s – sind wir nicht im nightlife-narrischen Kreuzberg? Wäre doch gelacht, wenn sich jetzt der Drang nach einem Feierabendbier nicht binnen Minuten woanders stillen ließe. Also wei-ter die Straße lang, der zweite, der dritte, der vierte Späti: allesamt verrammelt. Offenbar entfiel in Lockdown-Zeiten mit geschlossenen Restaurants, Bars und Eckkneipen für viele Hauptstädter der Feierabendgrund, in der nächtlichen Arschkälte noch mal vor die Tür zu gehen. Im fünften Späti unserer Wan-derung, endlich, brennt noch Licht. Schnell rein, ein Griff ins Kühlfach. „Kein Alkohol!“, herrscht uns der Typ hinterm Tresen an. „Alkoholverkaufs-verbot nach 23 Uhr.“ Wir entschuldigen uns, liebäugeln mit einer Alkoholfrei-Variante des Gerstensafts, so ein Zwi-schending für die Zwischenzeit in dieser Zwischenwelt, die sich Corona nennt, zu deutsch: Krone! „Sorry, Gesetz ist Gesetz“, brummt der Mann beim Kassieren. Unsere Frage, ob die anderen Läden deshalb schon geschlossen haben, wird mit einem müden Schulterzucken quittiert. Und der Bemerkung: „Ich wollte auch schon längst Schluss machen.“ Wir schauen auf sein alkoholisches Getränk, dem sich unser Späti-Verkäufer hinterm Tresen nachdem er uns abkassiert hat, wieder zuwendet. „Hab ich mir vor 23 Uhr geöffnet“, fühlt er sich bemüßigt, zu erklären, unsere Blicke bemerkend. Na dann prost. Draußen kommen wir an ein paar war-tenden Taxie vorbei, werden von einem Grüppchen junger Leute überholt. Ist’s in der Hauptstadt doch nicht ganz so menschenleer wie in einem Endzeitfilm. „What do you want?“, macht einer der Taxifahrer die Gruppe auf sich aufmerk-sam – und öffnet seinen Kofferraum. Darin: Wodka, Bier Wein, Prosecco – Wahnsinns-Geschäftsidee.
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