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Wildwuchs muss bleiben25.11.2020
Martin Flint ist Jazzmusiker aus Leidenschaft. Als Gitarrist hat er sich nicht nur einen festen Platz in der Oldenburger Jazzszene erspielt, sondern hat auch darüber hinaus für Ansehen gesorgt, insbesondere als Teil des Trios Continuum, aber auch als Teil des Duos Florian Poser/Martin Flindt oder der Band Flindts Tones. Darüber hinaus gibt er sein Wissen als Lehrer an der Oldenburger Musikschule weiter.
„Mein Vater war Musiklehrer und hat immer selber aktiv Musik gemacht“, rinnert sich Martin Flindt. Dieses familiäre Vorbild führte dann auch dazu, dass Flindt heute selber als Musiker aktiv ist. „Mit sechs Jahren habe ich jemanden gesehen, der klassische Gitarre gespielt hat und dann wollte ich das auch machen.“ Das Elternhaus unterstützt den Wunsch des Filius und versorgt ihn mit Schallplatten, vor allem aus dem Jazzbereich. Parallel beginnt er mit dem Unterricht an der Gitarre. „Das war zunächst Klassikunterricht, mit 10 oder 11 habe ich dann damit aufgehört.“ Stattdessen spielt er mit gleichgesinnten Beatles-Songs und unternimmt die ersten Ausflüge in den Jazzbereich. „Ich hab damals gar nicht gedacht, dass man Jazz lernen kann, sondern dachte, das ist man einfach.“ Erst mit Anfang 20 nimmt er Jazzunterricht und es kommt eine neue Dynamik in die Sache. „Nach dem Zivildienst habe ich das Abi nachgemacht und ich habe mich erst dann entschlossen, Gitarre zu studieren.“ Für das Studium verschlägt es ihn in die Niederlande. In Arnheim und Hilversum wird studiert und es beginnt der Ernst des Musikerlebens. „Ich habe dann gelernt, dass es vielmehr Möglichkeiten gibt und alles viel komplexer ist, als ich gedacht hatte.“
Schon damals hatte er natürlich den Traum, Berufsmusiker zu werden, aber so richtig glauben wollte er es dennoch nicht. Nach dem Studium kehrt er nach Deutschland zurück und bekommt Lehraufträge an der Musikschule in Vechta und später eine Anstellung in Oldenburg. „Ich habe das natürlich studiert, um Musiker zu werden, die Ausbildung zum Instrumentallehrer habe ich dann mitgenommen und ich war am Anfang auch gar nicht so begeistert vom Unterrichten.“ Inzwischen hat sich das aber geändert. „Das ist auch das Schöne in Oldenburg, hier hat man viele Schüler, deren Vorstellungen über den Standardrock hinausgehen.“
Neben dem Unterrichten verwirklicht Flindt aber auch zahlreiche musikalische Projekte. Insbesondere mit seinem Partner in Crime Dirk Piezunka. Gemeinsam mit Jens und Dirk Piezunka spielt Flindt beispielsweise im Continuum-Trio. Letzteres hat in der Szene mit seinen Bearbeitungen von Chorälen und Madrigalen auf sich aufmerksam gemacht und kann auf zahlreiche Konzerte und CDs zurückblicken. Zuletzt arbeitet Flindt auch mit dem Vibrafonisten Florian Poser zusammen und veröffentlichte das Album The Gaze. Dabei wurden sie unterstützt vom New Yorker Bassisten Peter Schwebs und dem Bostoner Schlagzeuger Bertram Lehmann. Im Handumdrehen entstanden auf diese Weise acht Songs, die von der Energie und der Intensität der Zusammenarbeit des Quartetts zeugen. Jazz lebt schließlich vom Austausch und dieser ist Martin Flindt immer wichtig gewesen. So engagierte er sich in der Oldenburger Jazzmusikerinitiative, dem Jazzclub Alluvium und später dem Wilhelm13. „Das war und ist für mich immer ein besonderer Ort der Kultur und des Austausches gewesen.“
Natürlich ist Flindt auch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Allerdings verbrachte er den ersten Teil des Jahres mit seiner Familie auf Kreta und in Elternzeit. Erst im August kam er wieder zum Unterrichten nach Oldenburg. „Ich seh es trotzdem positiv und ich finde, dass sich alle immer überbieten, wie schlecht es ihnen geht, das ist in Deutschland doch relativierbar.“ Diese Einstellung liegt auch an seinem Kunstverständnis: „Ich finde, Kunst muss auch immer ein bisschen Underground sein und kann sich nicht so institutionell fördern lassen. Denn es muss auch ein bisschen Wildwuchs bleiben.“ Natürlich hofft er auch auf ein baldiges Ende der Pandemie, um dann wieder auf der Bühne stehen zu können.
Text : Christoph Kienemann
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