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Rassistische Gewalt im Fokus29.10.2020
Text und Foto: Christoph Kienemann
Der gewaltsame Tod es US-Amerikaners George Floyd hat die Black Lives Matter Bewegung überall auf der welt bekannt gemacht. Doch rassistische Gewalt existiert auch in der Bundesrepublik und auch hier tut sich das Rechtssystem schwer, diese zu verfolgen. Die Ausstellung „Negotiating the Law – Das Recht verhandeln“ des Berliner Videokünstlers Mario Pfeifer macht dies deutlich und legt den Finger in die Wunde. Pfeifers Werk will zu einer Diskussion über rassistische Gewalt sowie die Bedeutung des zivilen Aktivismus in unserer Gesellschaft anregen“, sagt das Leitungsteam des Edith-Russ-Hauses Edit Molnár und Marcel Schwierin.
In der großen Halle des Edith-Russ-Hauses eröffnet die Ausstellung mit der großformatigen Installation „Again/Noch Einmal“ von 2018, die sich mit einem Vorfall in der Nähe von Dresden 2016 auseinandersetzt, bei dem Shabaz al-Aziz, ein kurdisch-irakischer Geflüchteter, nach einem Streit mit einer Supermarktkassiererin attackiert und von vier ortsansässigen Männern an einen Baum gefesselt wurde. Al-Aziz wurde später tot in einem Waldstück gefunden. Pfeifer rekonstruierte das virale YouTube-Filmmaterial des Angriffs auf Shabaz al-Aziz mit der Schauspielerin Dennenesch Zoudé und dem Schauspieler Mark Waschke und lud Menschen verschiedener Nationalitäten – die überwiegend als Migrantinnen und Migranten in Deutschland leben – dazu ein, als Geschworene aufzutreten und Fragen zu unserer Realitätswahrnehmung, zu Medienmanipulationen, zur Justiz sowie zu Gerechtigkeit und Demokratie zu stellen. Das Kernstück der Ausstellung hat eine sogartige Wirkung und fesselt die Zuschauer*innen durch Größe und Intensität der Bilder.
Eingehend befasst sich Pfeifer zudem mit dem Tod Oury Jallohs. Der aus Sierra-Leone stammende Jalloh starb im Gewahrsam der Polizei von Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Seit Jahren versuchen Aktivist*innen den Tod Jallohs aufzuklären. Pfeifer arbeitet mit forensischen Materialien, die er künstlerisch aufarbeitet. Hier wird die Frage nach institutionellem Rassismus bei der Polizei in Deutschland aufgeworfen und darüber hinaus der Aufklärungswille der Justiz grundlegend infrage gestellt. Der Künstler folgt diesem Fall in enger Zusammenarbeit mit der aktivistischen Bewegung „Break the Silence – Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“. „Mittels forensischer Untersuchungen wurde im Herbst 2019 festgestellt, dass Oury Jalloh physische Verletzungen vor dem Brandausbruch hatte, die infrage stellen, ob er überhaupt noch bei Bewusstsein war. Ebenso war der Kohlenmonoxidgehalt in seinem Herzblut 0,0 Prozent. Diese rechtsmedizinischen Erkenntnisse offenbaren aus meiner Sicht vielerlei Fragen“, erläutert der Künstler Mario Pfeifer und fährt fort: „Meine Installation ‚Zelle 5‘ zitiert aus Dokumenten der Politik, Justiz und der aktivistischen Bewegung ‚Break the Silence – Initiative in Gedenken an Oury Jalloh‘. Mit der Bereitstellung dieser Materialien, die sowohl in den Gerichtssälen, Untersuchungslaboren und den Medien ausgewertet wurden, möchte ich dem Publikum einen Einblick in die Erkenntnisse sowie in die Aufklärungsarbeit der Aktivisten, die für Gerechtigkeit und Verantwortung im 2 Fall Jalloh kämpfen, ermöglichen. Es geht darum, Stellung zu beziehen und ihre Indizien in einem Raum vorzulegen, der ausschließlich der Repräsentation ihrer Erkenntnisse vorbehalten ist.“ Im Zentrum steht dabei das zentrale Beweisstück im Fall Oury Jalloh. Ein Feuerzeug, das erst drei Tage nach der Sicherung des Tatorts gefunden, wobei die Ermittler*innen angaben, es zuvor übersehen zu haben. An diesem Beweisstück konnten weder DNA-Spuren von Jalloh noch Überreste von Materialien aus der Zelle gefunden werden. Stattdessen wurden Fremdfasern, fremde unbestimmte DNA und Tierhaare nachgewiesen. Der Künstler hat mit einem Brandexperten die Verbrennung eines solchen Einwegfeuerzeugs rekonstruiert und zeigt damit auf, wie Beweisstücke nachträglich produziert werden können.
Negotiating the Law – Das Recht verhandeln
Ab 29.10., 14 Uhr, Edith-Russ-Haus, Ol
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