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Spielen, warm bleiben & Spaß haben29.10.2020

Text und Foto: Ralf Koch

Damit haben sie ein Strahlen in so manches Gesicht gezaubert am letzten Wochenende: Fury in the Slaughterhouse haben  nach ihrer Auflösung 2008 und den erfolgreichen Reunion-Konzerten seit 2017 nun ihre offizielle Rückkehr angekündigt! Und das heißt im kommenden Frühjahr auch mit dem neuen Studio-Album "NOW". Die erste Studioplatte der Hannoveraner seit 13 Jahren. Bis es soweit ist, fließt noch eine Menge Wasser die Leine hinunter – und wird auch sonst noch eine Menge passieren. Die erste Single „Sometimes“ haben sie bereits vorgestellt, weitere Kostproben des neuen Albums sollen bis April noch folgen. Und die Bandmitglieder werden hier und da live auftreten. So wie Thorsten Wingenfelder. Der kommt am nächsten Wochenende in die Scheune! Da haben wir es uns nicht nehmen lassen, bei dem Gitarristen, Sänger und Songschreiber nachzuhaken
DIABOLO: Das war mal eine Meldung! Ganz ehrlich, meine Reaktion war: Nichts anderes macht Sinn. Oder?
Thorsten Wingenfelder: Naja, Sinn macht nur, was Spaß macht – und wir haben gesehen, dass wir mit Fury gerade ganz viel Spaß haben. Das fing mit den Konzerten an, daraus wurden immer mehr und dann fragte uns die Plattenfirma, ob wir nicht über ein neues Album nachdenken wollten. Und das haben wir, und das funktionierte so gut, dass wir einfach weitergemacht haben: Tour de Fury über jeden Bergpass. Wir hatten eigentlich auch ganz andere Dinge geplant. Aber dann kam uns Corona dazwischen – und wir haben uns gesagt, dann lass uns das Beste draus machen und die Zeit sinnvoll nutzen. Und jetzt stehen wir kurz vor dem Ende eines Albums, von dem wir selber noch nicht genau wissen, wie es am Ende klingen wird.
DIABOLO: Was gab es denn aus dem Weg zu räumen?
TW: Naja, wir hatten 2008 Fury auf Eis gelegt und sind ganz andere Wege gegangen und haben erst knapp zehn Jahre später gemerkt, dass wir doch noch eine Menge Spaß miteinander haben können. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätten wir das auch schnell wieder beendet, denn das wäre es nicht wert gewesen. Es war schon krass die letzten 4-5 Fury-Jahre, das war schon psychisch mehr, als mancher verkraften konnte, und eine Fortsetzung davon hätte keiner von uns mehr haben müssen. Da verzichten wir lieber auf die Möglichkeit, mit der Musik Geld zu verdienen. Aber die neue Single zeigt, glaube ich, dass wir auch wieder ganz frisch klingen. Aber ganz ehrlich: Dahinter steckt kein Plan. Wir hatten mal eine Idee, aber dann kam Corona und jetzt weiß ja ohnehin keiner mehr, was morgen ist. Ey Alter, das geht mir so auf den S… - aber wir können es nicht ändern.
DIABOLO: Verrätst du, was ihr eigentlich geplant hattet?
TW: Das ist gar nicht so geheim, wir wollten viel live spielen, wir wollten auf ne Cruise gehen, wollten ein Album machen, wollten zum Album noch kleinere Schweinereien anbieten und hatten auch einen Plan für eine ganz große Geschichte, aber das ist so alles nicht mehr spruchreif. Manches davon lässt sich vielleicht verschieben, aber wer weiß, was in Zukunft überhaupt  noch möglich ist, ob wir überhaupt noch jemals Stadionkonzerte erleben werden können. Von daher lohnt es sich nicht, große Pläne zu machen, wir leben im Hier und jetzt – und das wollten wir auch mit dem Albumtitel „Now“ ausdrücken.
DIABOLO:  Und deine Solokonzerte sind dafür da, um überhaupt mal rauszukommen, oder auch um solche Clubs zu retten?
TW:Die Scheune werde ich damit nicht retten können, und mich rette ich damit auch nicht, da müsste ich schon 10 Konzerte im Monat spielen, um da etwas reißen zu wollen. Aber dafür hab ich gar keine Zeit. Also ist das, um zu spielen, um warm zu bleiben – und sie machen Spaß!
DIABOLO: Und woraus besteht das Programm?
TW: Aus meinen beiden Soloalben, aus Wingenfelder-Songs und ein paar Fury-Sachen und hier und ein paar Schmankerln, zu denen ich eine Geschichte habe. Das wird viel Storytelling und eine Reise durch die letzten 30 Jahre.
DIABOLO: Entscheidet sich das Programm dabei auch spontan?
TW: Im Bezug auf einzelne Songs, ja, wenn ich merke, dass ich zu viel rede oder zu wenig, dann kann ich auch was ändern. Aber ich habe einen Pool von Songs, aus dem ich auswähle und Fury Songs sind natürlich auch nur die, bei denen ich singe, und auch Wingenfelder-Songs lassen sich nicht alle auf eine Akustikgitarre reduzieren. Das macht Spaß und ist auch eine Sache, die schult. Da bin ich Frontmann, da bin ich Geschichtenerzähler, da bin ich alleine, das ist ganz etwas anderes, als bei Wingenfelder oder Fury, und das mache ich sehr gerne. Aber letztlich habe ich leider auch gar keine Zeit, das viel öfter zu machen.
Thorsten Wingenfelder live
Varel – Scheune Fr 30. + Sa. 31.10.2020


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