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Musikalische Brückenbauer29.10.2020
Text: Horst E. Wegener
Wer sich Miklos Formans mit mehreren Oscars prämierten Mozart-Film in Erinnerung ruft, den mag es seinerzeit überrascht haben, dass einem das Wolferl´ da gleichsam als Rockstar präsentiert wurde. Und doch war 1984 was dran an Tom Hulces exaltierter „Amadeus“-Verkörperung, könnten wir uns einen heutzutage lebenden Wolfgang Amadeus Mozart mittlerweile durchaus als schillernden Paradiesvogel und kreatives Showbiz-Genie vorstellen.
Legitim also, wenn zeitgenössische Künstler dessen Kompositionen gern verrock´n´rollen. Über Diskussionen, ob man das Ergebnis dann noch guten Gewissens empfehlen sollte, sind wir gottlob selbst im Lager beinharter E- und U-Musik-Unterscheider mehr oder weniger hinweg. Wie aufregend es klingen kann, wenn musikalische Individualisten starre Genres und Schubladen-Denken übern Haufen werfen, um undefiniert stilübergreifend mit neuen Arrangements bestehender Stücke zu punkten, darf das Oldenburger Publikum demnächst bei einer konzertanten Begegnung von Reetko Dirks und Malte Vief in der Kulturetage miterleben.
Dirks, 1979 nahe Göttingen geboren, erhielt seinen ersten Gitarrenunterricht im Alter von sieben Jahren – als Ersatz fürs eigentlich ersehnte Schlagzeug. Anno 2000 lockte ihn das Gitarren-Studium nach Dresden, wo er seit 2007 selbst als Dozent tätig ist. Im Verlauf seiner Studienzeit setzte sich Dirks intensiv mit Flamenco und außereuropäischer Musik auseinander. Wie nur wenige Kollegen wird der Instrumenten-Tausendsassa von Koryphäen sowohl in der Klassik als auch in der Pop- und Weltmusik geschätzt. An der Seite mal von Yo Yo Ma, mal von Tim Bendzko, Andreas Bourani, Max Mutzke oder Bosse ist Reentko Dirks genauso begeisterungsfähig aktiv, wie er mit seiner Weltjazz-Band Masaa oder dem Weltklasse-Klarinettisten Giora Feidman tourt. Und sofern es ihm die Zeit erlaubt, tut sich Dirks in schönster Regelmäßigkeit mit Saitenvirtuosen wie Wirtz oder Malte Vief zusammen.
Letzteren lernte der Grimme-Preis-nominierte Dirks 1998 im Rahmen eines Gitarrenseminars kennen. Und Vief, in nationalen und internationalen Wettbewerben ebenfalls vielfach ausgezeichnet, entpuppte sich als ein Seelenverwandter, dessen wegweisender Heavy-Classic-Individualismus sich inspirierend auswirkt, wann immer man einander in zwei Solopartien bei einem Konzert begegnet. Im Rahmen des Unikum-ReStarts der Livekultur ist’s Ende Oktober fürs Publikum möglich, den beiden Musikern auf der Kulturetagen-Bühne zuzuhören. Definitiv ein Erlebnis, das man nicht missen sollte.
Reenko trifft Malte Vief
30.10. ab 20 Uhr in der Kulturetage, OL
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