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Musikalische Klang-Netzwerker08.10.2020
Text: Horst E. Wegener
Seit dreißig Jahren existiert das HCL-Ensemble nun schon. Und allmählich sollte es sich nicht nur im Nordwesten der Republik herumgesprochen haben, dass diese Experimentalband sämtliche Musikstile gleichermaßen im Repertoire hat: Um sie beherzt durch den Wolf zu drehen und scheinbar Unzusammenhängendes in ein lebendiges Miteinander zu verwandeln. Letzteres kann in der Klasse unserer vier Profis freilich nur gelingen, weil es sich bei ihnen um gestandene Improvisatoren handelt, die nie ausschließlich aufs freie Improvisieren bauen.
Anno 1990, als der Oldenburger Klangkünstler Hannes Clauss ein paar ihm vertraute Seelenverwandte in der Region zusammentrommelte, um das HCL-Ensemble zu gründen, war man sich schnell einig, dass Schlagzeuger Clauss mit seinen Initialen zwar den Namensgeber des Quartetts spielen sollte, er aber mitnichten den Leader abgeben würde. Egal ob Pianist Sebastian Venus, Posaunist Hans Kämper oder Kontrabassist Reinhard Hammerschmidt, bei HCL sind alle Bandmitglieder gleichberechtigte Wanderer zwischen konzeptioneller und freier Musik.
Bemerkenswerterweise praktizierten die zwischen Oldenburg und Bremen beheimateten Profimusiker ihre crossover-visionären Sessions auch schon zu Zeiten, in denen das Vermengen von U- und E-Musik manchem Puristen im Publikum umgehend die Zornesröte ins Gesicht zaubern mochte. Diese sich päpstlicher als der Papst gebende Bedenkenträger ließen dann gern außer Acht, dass die wenigsten freischaffenden Musiker hierzulande von ihrer Profession allein leben konnten. Auch für die HCL-Ensemblemitglieder hieß es nach absolviertem Hochschulstudium, dass sie sich als Lehrer an Musikschulen verdingen mussten oder anderweitig Geld hinzu verdienten, um finanziell über die Runden zu kommen. Nicht nur in der facettenreichen Biographie von Hannes Clauss spiegeln sich die zahlreichen Projekte, die von ihm im Laufe der Zeit initiiert und mitgestaltet wurden; neben der Musikhochschule haben sowohl er als auch Bassist Hammerschmidt Kunst studiert und zu ihrem zweiten Standbein erkoren.
Im Rahmen des vom HCL-Ensemble für Oldenburg ins Leben gerufenen Avantgardemusik-Reigen Gehörgänge hat das Quartett sich beständig internationale Neutöner sowie Musiker oder Kollegen aus anderen Kunstbereichen auf die Bühne geholt – zuletzt etwa die Lichtkünstlerin Katharina Berndt oder den Schauspieler Daniel Nerlich. Fürs anstehende Jubiläumskonzert ist’s geplant, zusammen mit den Gastmusikern Stephan Meinberg, Ove Volquartz, Hainer Wörmann und Erik Konertz, letzterer Sohn des HCL-Mitglieds Kämper, einen drauf zu machen. Und mit Sicherheit wird man sowohl das Einverständnis mit dem Hörer suchen, als auch mit seiner Provokation leben. Hörenswert? Unbedingt!
HCL-Ensemble Jubiläumskonzert | 30 Jahre
6.11. ab 20 Uhr im Wilhelm 13, Oldenburg
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