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Wärmewende voranbringen27.08.2020
Text und Foto | Christoph Kienemann
Um die Klimaschutzziele in Bund und Ländern einzuhalten, bedarf es nicht nur eines Ausbaus der Erneuerbaren Energien, sondern auch eines Umdenkens bei der Wärmeproduktion. Unter dem Schlagwort Wärmewende werden derzeit Projekte angestoßen, die dazu beitragen sollen, dass sich der CO2-Ausstoß auch im Wärmebereich durchsetzt. Dafür werden Verbesserungen in drei Bereichen benötigt: Energieeffizienz, CO2-arme Wärmenetze und objektnahe Erneuerbare Energien. In Oldenburg gibt es bereits erste Projekte, die in diese Richtung zielen.
Um die Einsparungsziele beim CO2-Verbrauch im Wärmesektor zu erreichen, sollte möglichst bis zum Jahr 2030 der Ausstieg aus der Ölverbrennung im Heizungsbereich erfolgen. Allerdings stagniert der Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich seit Jahren und hinkt dem Wachstum im Strombereich hinterher. Ein Energiemix im Wärmebereich könnte dann in etwa so aussehen: 40 Prozent Gas, 25 Prozent Wärmepumpen und 20 Prozent Wärmenetze. Wärmepumpen müssten zudem mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Damit diese Wärmewende gelingen kann, sind auch die Kommunen gefragt. Über eine kommunale Wärmeplanung können sie dafür sorgen, dass die Energieeffizienz der Gebäude verbessert wird und neue Technologien zur Anwendung kommen. Kommunen können z. B. die Modernisierung von Gebäuden finanziell fördern und in Bebauungsplänen festlegen, dass keine fossilen Brennstoffe mehr für die Gebäudeheizung eingesetzt werden dürfen. Zudem können Wärmepotenziale genutzt werden, die in der Nachbarschaft von Wohnquartieren entstehen. So könnte beispielsweise die Abwärme von Industrieanlagen oder Biogasanlagen in ein städtisches Wärmenetz eingespeist werden und dort weiter genutzt werden.
In Oldenburg werden ähnliche Konzepte bereits umgesetzt. Im Gebiet „Alter Stadthafen“ ist bereits eine der größten Abwasserwärmeanlagen in Niedersachsen in Betrieb gegangen. Hier versorgt ein 200 Meter langer Wärmetauscher mit einer Leistung von 600 kw über 100 Wohneinheiten mit Wärme. Darüber hinaus versorgt seit 2018 der Mischwasserkanal im „Wohnpark Wechloyer Tor“ ebenfalls ca 100 Wohneinheiten mit Wärme. Die Anlage am Alten Stadthafen spart jedes Jahr ca. 250 Tonnen an CO2 ein, welches bei einer herkömmlichen Wärmeerzeugung entstehen würde. Neue Ansätze einer kommunalen Wärmeplanung werden zudem auf dem Fliegerhorstareal erprobt. Hier geht es um eine ganzheitliche Betrachtung der Energieversorgung. Im Fokus steht die Sektorenkopplung von Strom und Wärme. Die im Quartier benötigte Energie soll möglichst auch vor Ort erzeugt werden und klimaneutral sein. Auf diese Weise soll ein Verbund von Erzeuger*innen und Verbraucher*innen entstehen, die sich in räumlicher Nähe zueinander befinden und ihre nicht selbst-benötigte Energie in andere Energieträger umwandeln und speichern oder direkt bereitstellen können. Hinter diesem Ansatz steht die Idee, Abfallenergie zu vermeiden und auf diese Weise die Energieeffizienz zu steigern, in dem der Verbrauch in der Nachbarschaft stattfindet. Das Nachbarschaftsquartier ist als lebendes Labor konzipiert, in das noch in diesem Jahr die ersten Bewohner*innen einziehen sollen. Dann beginnt eine zweijährige Erprobungsphase.
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