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Ab auf den Besen19.08.2020
Auf der Oldenburger Dobbenwiese gehen merkwürdige Dinge vor sich. An verschiedenen Stellen sind Pfähle aufgestellt, auf denen wiederum Hula-Hoop-Reifen angebracht worden sind. Mehrere Spieler*innen befinden sich zwischen ihnen. Sie werfen sich einige Bälle untereinander zu. An sich noch nichts Ungewöhnliches, aber Moment: Da klemmt jeweils ein Stange zwischen ihren Beinen! „Für viele Leute ist das ein skurriles Bild. Sie fragen sich, was das für einen Sinn haben soll“, sagt der Trainer Marlon Raabe mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Nun, der Sinn lautet folgendermaßen: Die Stäbe symbolisieren fliegende Besen. „Spätestens wenn wir mit dem ‚Tacklen‘ beginnen, merken die Zuschauenden, das es bei uns ordentlich zur Sache geht und wir uns nicht nur lustig die Bälle zuwerfen und auf Stangen reiten.“ Das ist Quidditch.
Die famose Idee zum Quidditch-Spiel wurde aus der fiktiven Geschichte rund um den Zauberschüler Harry Potter geboren. Die Fantasyreihe hat seit ihrem Erscheinen viele Leser*innen in ihren Bann gezogen. So auch Marlon Raabe, der anfänglich rein gar nichts über das Potter-Universum wusste geschweige denn eine euphorische „Leseratte“ gewesen sei. Erst seine Freundin animierte ihn zum Lesen dieser Reihe. Dadurch erfuhr er von diesem magischen Spiel, dass innerhalb der Geschichte an dem britischen Zauberinternat Hogwarts abgehalten wird. Und die dort ansässigen Zauberschüler absolvieren das Spiel eben auf fliegenden Besen. 2016 haben Marlon Raabe und Vera Reh dafür gesorgt, dass Quidditch auch in Oldenburg gespielt werden kann. Die Universität Oldenburg nahm den Vorschlag begeistert entgegen: Startschuss für das Team „Dobbys Klatscher“!
Der besagte Sport ist nicht gerade einfach. „Das Spiel steht nie, du bist immer aktiv.“ Elemente aus Handball oder Rugby sind erkennbar, aber es auf einen Vergleich mit einer anderen Sportart herunter zu brechen, würde dem komplexen Gefüge nicht gerecht werden. „Im Prinzip sind drei Spiele in einem großen Spiel enthalten. Bis man das alles begriffen hat, dauert es eine Weile. Selbst wenn man Harry Potter-Fan ist.“ Begonnen wird mit sechs Spieler*innen. Zunächst sind vier Bälle im Spiel. Da wäre zum einen der „Quaffel“, ein Spielball, mit dem die Tore erzielt werden. Darin versuchen die „Jäger“ ihr Glück. Dann gibt es da noch insgesamt drei „Klatscher“, also Bälle mit denen die Spieler abgeworfen werden können. Die so genannten „Treiber“ werfen mit diesen Klatschern nach den Gegnern, um sie von ihren Besen ins Aus zu befördern. „Das Quaffel-Spiel funktioniert nach dem Prinzip Angriff und Verteidigung. Zwischendurch kann man sich orientieren und etwas durchatmen. Wenn das Spiel um die Treiber und Klatscher beginnt, muss man auf der Hut sein.“ Eine mentale Herausforderung, wie der junge Trainer ergänzt. Nach achtzehn Minuten gelangen die so genannten „Sucher“ und der „Schnatz“ auf das Feld. Sobald der Schnatz gefangen wurde, ist das Spiel vorbei. Verstanden? Dabei war das noch nicht einmal die vollständige Erläuterung des Spiels. Allein das Regelwerk könnte umfassender nicht sein: „Das ist circa hundertdreizehn Seiten dick.“ Die Euphorie für Quidditch ist bei Marlon Raabe nach wie vor vorhanden. „Ich versuche stets alle verfügbaren Informationen zu sammeln und schaue mir Taktiken von anderen Trainer*innen und Teams an.“ Für den erfahrenen Sportler hat das ungewöhnliche Spiel aber auch einige Veränderungen mit sich gebracht. „Ich habe jahrelang Fußball gespielt, dann besitzt man schon ein gewisses Auge für andere Spiele. Allerdings habe ich immer nur gegen den Ball getreten und auf einmal musste ich den Ball werfen. Das war definitiv eine Umstellung.“ Kondition, Koordination, Geschicklichkeit. Quidditch verlangt einiges von seinen Spieler*innen ab. Doch Marlon Raabe liebt die Herausforderung. „Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ mit Hang zum Perfektionismus.“ Für ihn ist es faszinierend, wie dieser Sport unterschiedliche Menschen zusammenführt: „Wir hatten einige Leute dabei, die mit Teamsportarten oder Sport im Allgemeinen nichts zu tun hatten. Mittlerweile sind diese Spieler hochmotiviert und wollen an Wettbewerben teilnehmen.“ Neugierig geworden? Spieler*innen ab sechzehn Jahren können mitmachen. Das Oldenburger Quidditch-Team trainiert jeden Montag und Mittwoch von 18.30 bis 20 Uhr. „Dobbys Klatscher“ auf der Dobbenwiese. Das passt.
Text und Foto : Dana Hubrich
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