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Grüner Stahl30.07.2020



Text  |  Christoph Kienemann
Foto | pixabay, Skeeze

Am 13. Juli unterzeichneten das Energieunternehmen EWE und seine Tochter swb sowie der Stahlbauer ArcelorMittal eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt der Vereinbarung steht die grüne Wasserstoffproduktion in Bremen. Am Kraftwerkstandort Mittelsbüren soll eine Elektrolyse-Anlage entstehen, mit deren Leistung von 24 Megawatt das Stahlwerk von ArcelorMittal mit grünem Wasserstoff versorgt werden soll.
Mit einem Anteil von gut 20 Prozent, gehört die Industrie zu den größten Verursachern von klimaschädlichen CO2-Emissionen. Jedes Jahr werden durch die industrielle Produktion 200 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Für die Einhaltung der Klimaschutzziele ist eine Reduktion dieser Werte dringend notwendig. Letzteres kann nur gelingen, wenn die großen Mengen an Strom, die in industriellen Fertigungsprozessen benötigt werden, klimaneutral produziert werden können. Insbesondere ist dies in der Stahlproduktion von Bedeutung. Hier werden schließlich seit hunderten von Jahren Millionen Tonnen Eisenerz und Kokskohle zu Roheisen zusammengeschmolzen. Auch in diesem Prozess entsteht CO2, es bindet den Sauerstoff, welcher dem Eisenerz bei der Umwandlung zum Roheisen entzogen wird, damit es zu Stahlblöcken weiter verarbeitet werden kann. In Zukunft soll anstelle der Kohle nun Wasserstoff für die Stahlherstellung genutzt werden. Auf diese Weise entstehen Eisenpellets, die in einem zweiten Schritt in einem Elektrolichtbogenofen geschmolzen werden.
Der benötigte Wasserstoff ist jedoch nur durch ein Elektrolyseverfahren zu gewinnen, das seinerseits viel Strom benötigt. Sprichwörtlich grün werden Stahl und Wasserstoff also nur dann, wenn ausreichend erneuerbare Energien vorhanden sind, mit denen die Elektrolyse durchgeführt werden kann. An dieser Stelle setzt die Kooperation von EWE und ArcelorMittal an. „Wir initiieren damit aus dem Nordwesten Deutschlands heraus einen europäischen Verbund aus Wasserstoff-Hubs. Wir haben dafür übrigens die besten Voraussetzungen: On- und Offshore-Wind, eine maritime Wirtschaftsstruktur und Häfen für Wasserstoffimporte, eine gut ausgebaute Gasinfrastruktur mit Kavernenspeichern und eine energieintensive Stahlindustrie“, so Dr. Urban Keussen, Technikvorstand der EWE AG. ArcelorMittall will bis 2050 eine CO2-neutrale Stahlproduktion in Europa erreichen und bis 2030 sollen die Emissionen bereits um 30 Prozent gesunken sein. In der Strategie des Konzerns spielt der Einsatz von grünem Wasserstoff dabei eine bedeutende Rolle. „Zur Stahlproduktion werden große Mengen an Wasserstoff und idealerweise grüner Wasserstoff – hergestellt aus erneuerbaren Energien – benötigt. Wir begrüßen die H2-Strategie der Bundesregierung und hoffen sehr, dass die notwendige Wasserstoff-Infrastruktur zügig entwickelt werden kann, damit wir ausreichende Mengen einsetzen können. Außerdem benötigen wir wettbewerbsfähige Preise für Wasserstoff. Die aktuellen Kosten für Wasserstoff sind viel zu hoch und machen eine H2-basierte Stahlproduktion noch nicht möglich“, erklärt Dirk Francis, Vorstandsmitglied Technik Primary, ArcelorMittal Bremen. Daher zielt das gemeinsame Projekt auch darauf ab, grünen Wasserstoff marktfähig zu machen. Unter dem Namen „HyBit - Hydrogen for Bremen’s industrial transformation“ folgt das Projekt der in der vergangenen Woche von der Europäischen Kommission vorgestellten Europäischen Wasserstoffstrategie. Letztere nimmt vor allem die Dekarbonisierung der großen Industrien in den Blick.

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