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Wohnen zuerst22.07.2020
Text | Christoph Kienemann
Foto | Rüdiger Schön
Ende letzten Jahres wies die Diakonie Oldenburg auf die Situation am sogenannten grauen Wohnungsmarkt in Oldenburg hin. Auf dem „Grauen Wohnungsmarkt“ werden unter fragwürdigen Mietbedingungen möblierte Zimmer an einkommensschwache Menschen vermietet, jedoch zu erhöhten Quadratmeterpreisen. Viele der Personen sind alleinstehende Männer und haben eine unsichere Einkommenssituation. Daher haben gerade diese Personen Schwierigkeiten, am Wohnungsmarkt eine Bleibe zu finden. Die SPD-Fraktion will dieses Problem nun noch einmal im Sozialausschuss thematisieren.
„Aus Sicht der Fraktion sind die Umstände, unter denen die Menschen in den Objekten untergebracht sind, teilweise nicht haltbar“, so der Fraktionsvorsitzende Ulf Prange. Dabei will die Fraktion nicht nur die Unterbringungssituation der Menschen verbessern, sondern sich vor allem auch die Zukunftsperspektiven in den Blick nehmen. Aus diesem Grund hat die SPD-Fraktion für den Sozialausschuss beantragt, dass die Verwaltung das Modell „Housing First“, welches in anderen Ländern aber auch teilweise in Deutschland mit Erfolg praktiziert wird, auch für Oldenburg geprüft werden soll. Derzeit bekommen von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen erst dann eine Wohnung, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen. „Wenn wir so weiter agieren, wie bisher, werden wir immer mehr Obdachlosigkeit und Perspektivlosigkeit produzieren. Deshalb brauchen wir einen Paradigmenwechsel“, ist sich Germaid Eilers-Dörfler, Vorsitzende des Sozialausschusses, sicher.
Das Konzept Housing First stammt derweil aus der US-amerikanischen Sozialpolitik und stellt eine Alternative zum System der Notunterkünfte sowie der vorübergehenden Unterbringung dar. Im Unterschied zu anderen Programmen müssen sich obdachlose Menschen nicht durch verschiedene Ebenen der Unterbringungsformen für dauerhafte Wohnungen „qualifizieren“, sondern können direkt in eine „eigene“ Wohnung ziehen. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Unterstützung der Obdachlosen nicht mit dem Einzug in eine „eigene Wohnung“ endet. Vielmehr werden Unterstützungsangebote weiterhin kontinuierlich angeboten und sollen sich nach dem Bedarf der Menschen richten. Der Ansatz basiert auf der Annahme, dass eine obdachlose Person oder Familie zunächst eine stabile Unterkunft benötigt, bevor andere Angelegenheiten und Probleme angegangen werden. Viele andere Programme wollen dagegen zuerst die „Wohnfähigkeit“ der Menschen herstellen.
Das Programm zeigte nach ersten Studien bereits positive Ergebnisse. Der österreichische Städtetag kam beispielsweise zu dem Schluss, dass „Wohnstabilität nach 24 Monaten selbst bei Personen mit Doppeldiagnosen und ohne Betreuungsverpflichtung höher ist und seltener Wohnungslosigkeit eintritt als bei Kontrollgruppen mit einer Abstinenzvoraussetzung“. In der Folge konnte sogar die Zahl der Notunterkünfte reduziert werden. Aus Sicht der SPD-Fraktion rechnet sich das Modell dauerhaft und hat den Vorteil, dass die Lebenssituation der betroffenen Menschen entscheidend verbessert werden kann. „Das ist doch das, was wir erreichen wollen“, so Eilers-Dörfler. Von der Verwaltung erhofft man sich nun praktikable Vorschläge für eine Umsetzung des Programmes.
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