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Mehr Premieren, mehr Vielfalt, mehr Platz15.07.2020



Text: Christoph Kienemann
Die Gäste des Oldenburger Staatstheaters können sich auf einige Neuheiten in der nächsten Saison gefasst machen. Schon in den Sälen des Hauses sind die Veränderungen spürbar. Die Sitzreihen haben sich gelichtet, man sitzt nun jeweils zu zweit, bekommt dafür aber einen kleinen Beistelltisch, auf dem ein Getränk abgestellt werden kann. Im großen Haus werden 140 Gäste Platz finden, im kleinen Haus 55. Auch wenn das Theater weniger Zuschauer*innen beherbergen wird, weniger Vielfalt auf der Bühne wird es nicht geben. Das Programm ist vollgepackt mit Premieren und eher ungewöhnlichen Stücken. „Unser Spielplan hält allen Regeln stand“, so Christian Firmbach im Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Theater. Daher finden sich im Spielplan nur Stücke, die auch sicher realisierbar sind, anstatt der großen Aufführungen wie Faust oder Rusalka, nutzt das Theater die Chance, neue Formate und kleinere Stücke zu präsentieren.
Im Opernbereich wird das Staatstheater daher mit Zaide ein Singspielfragment von Mozart zeigen, in dem Elena Harsányi eine anspruchsvolle Titelpartie singen wird. Daneben findet sich der Klassiker Don Pasquale im Programm wieder, für den mit Donato Di Stefano, ein ganz großer der Opernszene verpflichtet werden konnte. „Wir haben auch die Verantwortung gegenüber unseren Sänger*innen, jede*r soll möglichst eine große Partie singen“, so Firmbach. Im Schauspiel steht mit Ferdinand von Schirachs „Gott“ eine weitere Premiere auf dem Programm. Nach dem großen Erfolg von „Terror“, stellt von Schirach nun die Frage, ob es einen guten Tod geben kann und ob der Mensch das Recht hat, selbst über seinen Tod zu bestimmen. Mit E.T.A. Hoffmanns Sandmann steht zudem ein weiterer Klassiker im Programm des Staatstheaters.
Auch der Konzertbereich steht in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. Generalmusikdirektor Hendrik Vestmann hat dafür einige Stücke hervorgeholt, die man sonst wohl eher nicht im Programm hören würde. So wird das Melodram „Pierrot Lunaire“ von Arnold Schönberg zu hören sein, in dem die Tubistin Ruth Ellendorf mit Bach-Interpretationen einen besonderen Klangpunkt setzen wird. Darüber hinaus stehen Mozart, Mahler und Richard Wagners Siegfried-Idyll auf dem Spielplan. „Uns ist es wichtig, dass die Entwicklung des Orchesters weiter geht, die Konzerte werden in diesem Jahr eher kammerspielartig sein“, erklärte Vestmann. Ballettdirektor Antoine Jully stellte seinen Tänzer*innen hingegen die Aufgabe, während des Lockdowns eigene Solokreationen zu erarbeiten. Letztere werden nun zum Ausgangspunkt des Ballettabends „1,5m“, in dem es ausschließlich Soli zu erleben gibt.
Neu aufgestellt ist zur neuen Saison auch die Theatervermittlung. „Gerade die Angebote für die jungen Menschen und Schüler*innen sind uns sehr wichtig, denn diese haben besonders unter der Krise zu leiden“, so Hanna Puka, Leiterin der Theatervermittlung. So wird das Theater im Rahmen des Herbst-Camps das Kennedy-Viertel erkunden und den Corona-Sommer künstlerisch reflektieren. Im C-Café sollen sich hingegen Menschen begegnen, die sich im Alltag eher nicht über den Weg laufen würden.

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