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Wege der Kommunikation17.06.2020



Jenny Röschmann befindet sich auf einem Freizeitgelände in der Nähe ihrer Wohnung. An diesem sonnigen Tag spielen hier Kinder miteinander und ihre Familien haben sich ein schattiges Plätzchen unter einem Baum gesucht. Die Menschen reden miteinander, manchmal tauschen sie Gesten und Gesichtsausdrücke aus. Kommunikation ist vielfältig. Sie spielt auch in der Arbeit von Jenny Röschmann eine tragende Rolle. Die Mitarbeiterin der Gemeinnützigen Werkstätten Oldenburg e.V. ist sowohl für die Öffentlichkeitsarbeit der GWO, als auch für die so genannte ‚Unterstützte Kommunikation‘ zuständig.
„Für den Bereich der Unterstützten Kommunikation erledige ich unter anderem administrative Aufgaben. Ich übersetze Texte zunächst in leichte Sprache. Sie ist für viele Menschen leichter zu verstehen. Danach übersetze ich sie noch einmal in einen Symboltext. Das hilft den Menschen, für die das geschriebene Wort zu abstrakt ist.“ Generell werden unter dem Begriff ‚Unterstützte Kommunikation‘ (kurz UK) alle Möglichkeiten zusammengefasst, die die Verständigung unterstützen. Sie kommt zum Tragen, wenn eine Person über wenig bis gar keine Lautsprache verfügt. Mittels einer systematischen Methodenplanung werden vorhandene Kommunikationsfähigkeiten individuell ergänzt, ersetzt oder erweitert. Hierbei bieten sich unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten an, bei denen sowohl körpereigene als auch körperfremde Kommunikationsformen in Frage kommen können: Gebärden, Talker, Symbolsysteme, Bildtafeln, akustische und optische Reize.
„Um die passende Hilfsversorgung für die Betroffenen zu ermitteln, ist eine Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten unerlässlich“, wie Jenny Röschmann betont. Sie beschreibt diesen Prozess des Herausfindens wie folgt: „Vorerst wird mit Personen aus dem Umfeld gesprochen. Wie sehen Charaktereigenschaften oder Interessen des UK-Nutzers aus?“ Es ist also unerlässlich, einen persönlichen Zugang herzustellen. Im Zuge dessen gehen die Mitarbeiter*innen manchmal ungewöhnliche Wege, um eine Kommunikation zu eröffnen. „Ich habe einmal einen jungen Mann kennengelernt, der motorisch sehr eingeschränkt war. Er besaß zwar einen Sprachcomputer, drehte aber unglaublich gerne Videos mit seinem Tablet. Am liebsten filmte er ferngesteuerte Autos. Zufällig sind wir auch genau gleich alt und in unserer Kindheit gab es ein besonderes Spielzeugauto, das, nachdem es umgefallen war, auf der Rückseite weiterfahren konnte. Ich schwärmte genauso für dieses Auto wie er. Diese Gemeinsamkeit bildete unsere Gesprächsgrundlage.“
Momentan befindet sich Jenny Röschmann in einer Weiterbildung zur Fachberaterin für Unterstützte Kommunikation. Die dazugehörigen Lehreinheiten bestehen unter anderem aus Modulen wie Diagnostik, Gebärdensprache und Implementierung. In diesem Zusammenhang nimmt die Diagnostik einen wichtigen Stellenwert ein, da sie die Grundlage zur Ermittlung einer Maßnahmenplanung umfasst. An diesem Punkt kommen bestimmte Testverfahren zum Einsatz. „Die Sonderschullehrerin Irene Leber ist eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Sie hat ein Poster entwickelt, das veranschaulicht, wie Kommunikation aufeinander aufbaut. In erster Linie geht es darum, Kommunikation richtig einzuschätzen und zu unterstützen.“ Um eine angemessene Kommunikationsform finden zu können, muss eine Analyse von den vorhandenen Möglichkeiten und Ressourcen durchgeführt werden. Nach der Diagnostik erfolgt die Implementierung. „Das meint das Einfügen in den Alltag. Demnach erstellen wir, individuell bezogen auf die UK-Nutzer, einen Methodenplan. Das ist meiner Erfahrung nach das Schwierigste, weil da alle mitziehen müssen.“ Grundsätzlich denkt Jenny Röschmann an viele schöne Momente zurück, die sie während ihrer Arbeit- oder Ausbildungszeit erlebt hat. „Da gab es eine Frau, die mich in meiner Berufswahl nachhaltig geprägt hat. Sie nutzt ein sehr kompliziertes Symbolsystem für die Kommunikation und ergänzt dieses mit Gesten und Gebärden. Auf einer gemeinsamen Zugfahrt setzte sich uns eine Frau gegenüber, die anfing sich zu schminken. Immer stärker und stärker. Wir schauten uns gegenseitig an. Ich in meiner fleckigen Jeans. Sie in ihrem Rollstuhl. Es wirkte total skurril. Wir lachten lauthals los. Alles war gesagt.“
Text und Foto: Dana Hubrich


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