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Urban17.06.2020



Die „The Hidden Art Project“ Ausstellung stand anfangs unter keinem guten Stern. Erst machte Corona dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, dann kamen mit der Eröffnung die strengen Auflagen, die unter anderem den Getränkeausschank unmöglich gemacht und somit viele Einnahmen gekostet haben. Warum die Ausstellung trotzdem ein voller Erfolg war, verriet Sven Müller im Gespräch.

MoX: Fast drei Wochen dauert die Ausstellung nun an. Wie lief es denn bisher?
Sven Müller: Nach nun 19 Tagen haben wir 3500 Gäste begrüßen dürfen, viele von ihnen sind sogar öfter wiedergekommen. Wir sind seit letzter Woche an dem Punkt, wo wir über Hörensagen Gäste generieren. Es wird viel darüber gesprochen und unser Gästebuch wird voller und voller mit Glückwünschen und gutem Feedback. „Endlich eine urbane Ausstellung in der Oldenburger Innenstadt“.  Viele sind überrascht, dass Oldenburger Künstler das so generieren konnten. Leider durften wir die Bar nicht öffnen, was ein großes Problem ist, was den Finanzdeckel angeht; aber auch damit können wir leben.
MoX: Und wie war die Unterstützung seitens der Stadt für dieses, für Oldenburg doch eher ungewöhnliche Projekt?
Sven Müller: Ich hatte letztes Jahr im April die Idee für dieses Projekt und habe dann dafür ein Konzept geschrieben, was wir beim Machwerk, also dem innovativen Fördertopf der Stadt eingereicht haben. Im Ursprung war die Idee eigentlich, dass wir eine Ladenfläche von 250 bis 300 Quadratmetern bekommen, auf der wir etwa fünf Künstler bespielen können.  Dass wir dann diese Location zur Verfügung gestellt bekommen haben, war natürlich großartig. So konnten wir 20 Künstlern ein temporäres Zuhause geben, was mit dem Budget nicht mehr so ganz funktionierte, aber auch das haben wir irgendwie mit Minimalbudget und Unterstützern wie Cassens Baumarkt hinbekommen. Einige kleine Sponsoren sind leider weggefallen, da wir ja keine Veranstaltungen abhalten durften, was ich sehr schade fand. Auch die Beiträge in der Mox haben uns sehr geholfen und viel Publikum angezogen. Ich bin total glücklich darüber, dass wir dann doch so breite Unterstützung aus der Privatwirtschaft bekommen konnten.  Der allergrößte Dank gilt natürlich den Künstlern, die den Spielbetrieb überhaupt erst möglich gemacht und durch das investieren ihrer Freizeit die Öffnung garantiert haben, was uns als Kollektiv sehr zusammengeschweißt hat. Viele hatten auch während der Ausstellung schon Ideen für neue Arbeiten und haben sich untereinander inspiriert. Und das ist eben auch das, worauf wir in Zukunft hinarbeiten möchten, dass wir ein großes Kollektiv gründen, dass schlagkräftig solche Projekte in und um Oldenburg realisieren möchte.
MoX: Wie ist es denn für Künstler, die jetzt auf euch aufmerksam geworden sind und sich mit einbringen möchten? Wie gestaltet sich der Bewerbungsprozess?
Sven Müller: Wir planen eine große Ausstellung für das frühe nächste Jahr, die Location bleibt aber noch geheim. Da wird es in naher Zukunft wieder eine Ausschreibung geben, auf die sich alle Künstler bewerben können. Ebenfalls wird es ein früheres Projekt namens „Kunst statt Kommerz – Oldenburg 10 Tage werbefrei“ geben. In dem Projekt werden wir so viele Werbeflächen akquirieren, wie wir finanziert bekommen, die dann mit Kunst in verschiedenen Formen gefüllt werden. Dafür wird es auch ein gesondertes Bewerbungsverfahren geben, oder wir kombinieren es.  Und wir planen im Oktober/November noch eine Kunstauktion in der Oldenburger Innenstadt, um Geld für die Kinderkrebshilfe hier in Oldenburg zu sammeln, durch Oldenburger Künstler, die ihre Werke zu geringen Preisen zur Verfügung stellen, die dann hoffentlich zu Höchstpreisen versteigert werden.
MoX: Das ist eine sehr schöne Idee. Auch die Kunst im öffentlichen Raum tut dem eingeschlafenen Oldenburg sicher gut.
Sven Müller: Nicht nur Oldenburg täte das gut. Ein Grundgedanke des Projekts ist, dass wir auch in andere Städte expandieren.
MoX: Und zu guter Letzt:  Konnte denn auch den derzeit ausstellenden Künstlern durch Verkäufe finanziell geholfen werden?
Sven Müller: Ja tatsächlich ist die Ausstellung sehr gut angenommen worden. Es gibt etliche Künstler, die hier das ein oder andere verkaufen durften. Das freut uns natürlich sehr, dass wir den Künstlern hier eine Plattform geben konnten, um sie auch einfach erfolgreicher zu machen in ihrem Schaffen und auch die Möglichkeit zu geben, zukünftig auch ganz von ihrer Kunst leben zu können. Das ist natürlich immer ein schwieriges Thema, ganz von der Kunst leben zu können, aber wenn man gar nicht erst eine Plattform hat, wo man ausstellen kann, dann wird das natürlich umso schwieriger. Insofern freut es uns sehr, dass das hier von den Gästen rege genutzt wurde und viele Kunstwerke ihren Besitzer gewechselt haben.

Interview und Foto : Thea Drexhage

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