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Wunschvorstellung Guerilla-Marketing-Strategen nehmen Wall-Kino in den Blick11.06.2020
Text und Foto | Christoph Kienemann
Kann das wahr sein? Das Wall-Kino soll wieder am 1. Dezember öffnen. Diese Nachricht machte in der letzten Woche im Netz die Runde und sorgte für viel Aufmerksamkeit bei den Oldenburger*innen. Die Zukunft des seit 2007 geschlossenen Kinos beschäftigt schließlich seit langem viele Menschen in der Stadt. Hinter der Aktion steckt jedoch die Marketing-Agentur guerillaI|substitute, die nun weitere Aktionen plant.
Die Situation um das denkmalgeschützte Wall-Kino in der Oldenburger Innenstadt ist festgefahren. Stadt und Eigentümer sind seit Jahren im Streit über die Zukunft und insbesondere die Instandhaltung des Gebäudes. Eigentümer Ulrich Marseille zeigt kein Interesse an einer Sanierung des Gebäudes oder gar einer Wiedereröffnung als Kino. Im Februar konnte die Stadt zumindest einen juristischen Erfolg verbuchen. Das Verwaltungsgericht Oldenburg lehnte den Antrag Marseille auf Gewährung vorläufigen Rechtsschutzes gegen eine denkmalschutzrechtliche Verfügung zur Sicherung des Gebäudes ab. Marseille bestreitet, dass das Gebäude ein schützenwertes Denkmal ist.
Die Agentur guerillaI|substitute will nun mit ihrer Aktion auf die große Bedeutung des Kinos für viele Oldenburger*innen hinweisen. Zunächst verkündete ein Banner am Wallkino und eine zugehörige Internetseite die Wiedereröffnung für den ersten Dezember dieses Jahres. Die zugehörige Facebook-Veranstaltung wurde bereits über 65.000 mal besucht, hunderte von Anfragen gingen bei den Organisatoren ein. Als nächsten Schritt plant die Agentur nun eine weitere Aktion. Sie will jedem Befürworter und jeder Befürworterin des Wall-Kinos ein Gesicht geben. Unterstützer*innen einer Wiedereröffnung sollen sich in einer Photo Booth ablichten lassen oder online ihr Bild übermitteln und damit ein Zeichen setzen. Die Macher*innen wollen insgesamt 10.000 Unterstützer*innen erreichen. Langfristig soll auf diese Weise wieder Bewegung in die Diskussionen zwischen Eigentümer und Stadt kommen. Langfristig sei die Wiedereröffnung des Kinos das Ziel. Im Laufe des Jahres sollen weitere Aktionen folgen.
Zuletzt war die Marketing-Agentur über die Organisation des Oldenburger Autokino-Festivals und durch die Plattform restaurantboten.de aufgefallen. Die Aktion zum Wall-Kino soll nun auch dazu dienen, weitere Methoden zu erproben.
Der Zustand des Kinos ist derweil weiterhin schlecht. Bei einer Begehung im Jahr 2019 wurden massive Schäden am Dach, die die Gebäudesubstanz gefährden, festgestellt. Teile der Decke sind bereits in den oberen Kinosaal gestürzt. Die Stadt dokumentierte unter anderem Löcher im Dach, lose Dachschindeln, beschädigte Dachflächenfenster und funktionslose Dachrinnen, durch die Regenwasser in das Gebäude gelangt. Hinzu kommen durchnässte Wände und Decken sowie unter Wasser stehende Kellerräume, so dass eine Substanzgefährdung immer wahrscheinlicher wird.
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