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„So zärtlich war Suleyken“ von Siegfried Lenz
Vorgestellt von Thomas Janßen, Zahntechnikermeister21.05.2020



Dabei ist das fiktive Dorf Suleyken zumeist Dreh- und Angelpunkt der Handlungen. In den Geschichten, die mit viel Witz und Ironie erzählt werden, finden wir allerhand skurrile Figuren vor. Die erste Geschichte im Buch trägt den Titel „Der Leseteufel“. Sie handelt von dem Großväterchen Hamilkar Schaß, der sich mit seinen 71 Jahren das Lesen selbst beigebracht hat und seitdem zu allem greift, was man lesen kann. Egal ob Kalender, Notizbuch oder Einkaufszettel: Er ist förmlich süchtig nach dem Lesen und dabei so weggetreten, dass er Alles um sich herum vergisst. Innerhalb dieser Anfangsgeschichte gibt es den gefürchteten General Wawrila und seine Soldatenbande, die sich durch Plündereien einen Namen gemacht haben. Den Bewohnern von Suleyken ist nun zu Ohren gekommen, dass sich Wawrila und seine Bande in ihre Gegend aufmachen. Nun warten sie gebannt und voller Schrecken auf die Ankunft des Generals. Daraufhin bilden Großväterchen Hamilkar Schaß und ein anderer Dorfbewohner namens Adolf Abromeit eine Vorhut. Sie verschanzen sich mit ihren Flinten in einem Jagdhaus und wollen dort auf die Räuberbande warten. Doch Hamilkar Schaß, ungeduldig des Wartens, entdeckt ein Buch im Jagdhaus und vergisst schlagartig den geschmiedeten Plan. Da tauchen bereits in weiter Ferne die Plünderer auf und Abromeit ist in hellster Aufruhr, während Hamilkar Schaß begeistert und in höchster Konzentration in seinem gefundenen Büchlein liest.

MoX: Wie haben Sie das Buch gelesen?
Thomas Janßen: Klassisch auf dem Papier. Mit E-Books habe ich mich bisher nicht auseinandergesetzt. Ich lese immer auf Papier. Mein Vater hat mir bereits früher aus dem Buch vorgelesen und ich fand diese Geschichten schon damals sehr witzig. Alle zwei, drei Jahre greife ich zu dieser Kurzgeschichtensammlung und lese mich wieder ein.

MoX: Was hat Ihnen besonders gut an dem Buch gefallen?
Thomas Janßen: Mir gefällt vor allem der Schreibstil des Autors. Siegfried Lenz kann unglaublich gut mit Wörtern umgehen, meines Erachtens ein sehr eloquenter Autor. Das Geschriebene ist keineswegs schwierig zu verstehen: Einerseits ist es einfach gehalten, aber anderseits klingt es ganz edel. Zudem besitzt das Ostpreußische einen ganz bestimmten Charme.

MoX: Wem würden Sie das Buch empfehlen?
Thomas Janßen: Für Teenager sind die Geschichten vermutlich eher weniger lesenswert und interessant. Von daher würde ich sagen, dass das Buch für Leser und Leserinnen ab zwanzig Jahren bis ins hohe Alter empfehlenswert ist.

MoX: Was wissen Sie über den Autor?
Thomas Janßen: Der Schriftsteller Siegfried Lenz wurde 1926 in Lyck, Ostpreußen geboren und verstarb 2014 in Hamburg. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der Kriegsmarine, desertierte nach Dänemark und geriet später in britische Kriegsgefangenschaft, wo er als Dolmetscher fungierte. Nach seiner Entlassung folgten einige Studienjahre, eine kurze Redaktionstätigkeit und erste schriftstellerische Erfolge. Seine Werke gelten als die Bekanntesten der deutschsprachigen Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Die Kurzgeschichtensammlung „So zärtlich war Suleyken“ erschien 1955. Als sein bedeutendstes Werk wird zumeist der Roman „Deutschstunde“ von 1968 genannt.

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