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„Lieber Aufträge als Anträge” Sabine Rothkirch, Freie Schauspielerin21.05.2020
Text und Foto: Mario Forkel
Im Garten von Sabine von Rothkirch ist am Haus eine Terrasse aus Holz gebaut, die einer Bühne nicht unähnlich sieht. Die Schauspielerin sitzt im Stuhl auf ihrer Terrasse und blickt nachdenklich in ihren Garten. „Vielleicht kann ich ja auch eine Vorstellung bei mir im Garten geben. So für 4 bis 6 Zuschauer.“ Sie muss lächeln. Das ist natürlich eine sonderbare Vorstellung, für derart kleines Publikum zu spielen. Es zeigt aber auch, dass ihr das Spielen besonders fehlt. „Ich liebe einfach den Kontakt mit Menschen. Mit ihnen zu arbeiten und zu sehen, wie aus der Gemeinsamkeit etwas Neues entstehen kann.“ Als Mitte März Schulen und Kindergärten geschlossen wurden und eine Woche später auch das Kontaktverbot von der Regierung erlassen wurde, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, steckte von Rothkirch gerade am Beginn einer Konzeption zu einem Theaterstück mit Jugendlichen. Doch die Konzeption in einem der Videochats, die seit der Corona-Krise viel benutzt werden, weiterzuführen, erwies sich als zu schwierig. „Da fehlt dann noch diese Verbindung, die man während der vielen Proben aufbaut. Da bleiben die Jugendlichen nicht lange am Ball. Sehr schade, auch für die Jugendlichen.“ Die gebürtige Schwarzwälderin ist gleich nach dem Abitur 1991 zum Theater gekommen. Ihr Weg begann mit einer Theaterausbildung in Italien an der Centro Culturale Teatralico in Perugia, gefolgt von einer weiteren Ausbildung am Schauspielstudio Frese in Hamburg. Neben der Theaterarbeit mit Jugendlichen steht sie selber auch auf der Bühne. Großen Erfolg feiert die Mutter von zwei Kindern mit ihrer szenischen Lesung der Autorin Else Lasker Schüler, mit der sie auch am Theater Laboratorium beeindruckte. „Eine faszinierende Frau mit sehr viel Mut.“ sagt von Rothkirch. Doch statt weitere Theateraufträge zu erhalten, füllt sie nun Anträge für Soforthilfeprogramme aus, die das Land Niedersachsen und der Bund für Solo-Künstler aufgesetzt haben. „Das ist sehr eigenartig. Anfangs dachte ich, dass die Beschränkungen nicht allzu lange anhalten werden. Mittlerweile habe ich mich einigermaßen damit arrangiert. Aber ich würde gerne wieder meinen Kopf mit Kreativität füllen, anstatt nur zu schauen, woher ich Gelder bekommen kann.“ Warum sie denn nicht auch wie einige ihrer Kollegen Online-Auftritte machen würde? „ Das ist mir insgesamt einfach zu technisch. Allein im Kämmerlein zu sitzen und ohne die Interaktion mit den anderen Spielern oder den Zuschauern gibt mir nichts.“ Doch die letzten Verkündigungen auf der Pressekonferenz von Bund und Ländern machen leicht Hoffnung. Weitere Maßnahmen der Lockerungen sind geplant und wenn auch die Kulturbetriebe nicht ausdrücklich genannt worden sind, dürften wohl vorsichtige Planungen unter Berücksichtigung der Hygienestandards bei den Behörden nicht auf gänzlich taube Ohren stoßen. Wie dies im Endeffekt dann aussehen soll, weiß noch niemand so genau. Viele werden wohl noch Bedenken haben, sich in geschlossene Räume zu setzen. „Aber vielleicht gehen die Leute dann lieber in Freilufttheater. Vielleicht kommen bald die Amphitheater von damals wieder in Mode!“ Von Rothkirch blickt in ihren grünen Garten. „Oder es gibt kleine Aufführungen im Park. Ich wäre jedenfalls dafür bereit.“ Mit einem Musikerkollegen probt sie jedenfalls schon ein kleines Programm. Dann wäre sie für diese neue Zeit gewappnet. Denn Kreativen fällt immer was ein, nicht nur auf der Bühne.
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