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Wir planen mehrgleisig. Interview mit Filmfestival-Chef Torsten Neumann14.05.2020
DIABOLO: Die Berlinale Im Februar dieses Jahres konnte ja noch „normal“ stattfinden. In den Folgemonaten häuften sich dann allerdings die Stornierungen anderer Filmfestivals. Ab wann war Ihnen denn klar, dass das Oldenburger Filmfestival anno 2020 anders konzipiert werden müsste?
Neumann: Spätestens Ende März erschien es mir angebracht, mehrgleisig zu planen: Also auch ein virtuelles Festivalangebot zusätzlich anzugehen – wobei wir da glücklicherweise auf Erfahrungen aus unseren früheren Festival-Jahrgängen aufbauen konnten. Sozusagen eine Plan-B-Strategie, mit der man das Festival gegebenenfalls komplett ins Virtuelle überführen könnte.
DIABOLO: Den Moment, das Festival für dieses Jahr komplett abzusagen, gab es also nie?
Neumann: Nein. Zumal Zeit genug da war, die Corona-Lockdown-Entwicklung über die letzten Monate hinweg beobachten zu können, ohne mit Blick auf unseren Septembertermin verfrüht reagieren zu müssen.
DIABOLO: Und war es dann schwierig, die Sponsoren von der Machbarkeit des diesjährigen Festivals zu überzeugen?
Neumann: Unseren wichtigsten Partnern von der Stadt und der OLB habe ich mein Hybrid-Festivalkonzept mittlerweile vorgestellt – mit Erfolg. Und zur Förderung des Landes, der nordmedia bestand sehr früh Kontakt; wobei mir von deren Seite immerzu signalisiert worden ist, dass man die Fördergelder keinesfalls reduzieren würde.
DIABOLO: Nun besucht man zur Vorbereitung des eigenen Festivals normalerweise andere Festivals. Reist viel, um Filme zu sichten – was diesmal zum Großteil entfällt. Hat das Auswirkungen aufs diesjährige Oldenburger Programmangebot?
Neumann: Das ist in der Tat eine Riesen-Herausforderung. Zwar haben wir wie sonst auch schon lange vor Corona viele Film-Einreichungen von Regisseuren bekommen, aber gerade die Möglichkeiten von Cannes im Mai, wo man normalerweise Filme sichtet, sich mit Leuten aus aller Welt austauscht, Einschätzungen bekommt: Das wird in diesem Jahr auch dort nur virtuell stattfinden. Und gestaltet einem den Überblick übers Jahresgeschehen und über sich abzeichnende Trends schwierig.
DIABOLO: Nun könnte man sich fragen, inwieweit bei virtuell stattfindenden Filmvorführungen mit einer Limitierung der verfügbaren Plätze gearbeitet wird?
Neumann: Ganz wichtiger Punkt: Wir planen ein Termin-Festival, bei dem mitnichten über fünf Tage hinweg die präsentierten Filme rund um die Uhr freigeschaltet werden sollen. Das soll wie sonst auch bei einer regulären Filmfestivalveranstaltung quasi real ablaufen – inklusive virtueller Anmoderation, zugeschalteten Gästen, die den Kinogängern im Nachhinein auf Fragen antworten können.
DIABOLO: Und die Chancen, dass man Mitte September ein Stück weit vertrauten Festivalalltag vor Ort darstellen kann, sind gut?
Neumann: Ich bin optimistisch, was die Hybrid-Version angeht – mit per Internet zugeschalteten Gästen und Filmen, die sowohl real als auch virtuell präsentiert werden können.
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