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Tote Hose im Bahnhhofsviertel?14.05.2020
TEXT und FOTOs | Christoph Kienemann
Immerhin dürfen Restaurants seit dem 11. Mai wieder öffnen, aber auch hier herrscht erstmal keineswegs Normalität. Die Politik bleibt derweil Antworten auf die Fragen der Kreativwirtschaft nach einer Perspektive schuldig. Im niedersächsischen Stufenplan spielt die Kultur keine besondere Rolle.
Keine Konzerte
Auch wenn die Lockerungsmaßnahmen der vergangenen Wochen den Anschein erwecken, dass sich die Gesellschaft wieder auf dem Weg in die Normalität befindet, warten viele Kulturschaffende und die Kreativwirtschaft weiterhin darauf, dass ihnen eine Perspektive für eine zumindest schrittweise Rückkehr in die Normalität gegeben wird und sie wieder ihren Berufen nachgehen dürfen. Die Mitarbeiter*innen der Kulturetage sind in Kurzarbeit und damit beschäftigt, das Programm des Hauses auf spätere Zeitpunkte zu verlegen. Der Kultursommer ist bereits abgesagt und ein Ende des Verbots von öffentlichen Veranstaltungen ist derzeit nicht absehbar. Ewig werden Veranstaltungshäuser diesen Zustand nicht durchhalten können. Gleiches gilt für die Umbaubar. Betreiber Bernd Feeken blickt derzeit wenig hoffnungsvoll in die Zukunft. Man werde die Krise zwar irgendwie überleben, aber das gehe nur mit dem Einsatz von viel privatem Kapital. Unterstützung seitens der Landesregierung erhalte man derzeit nicht, vielmehr würden die Stammkunden Spenden sammeln und Online-Angebote bringen auch ein wenig Geld ein. „Das reicht aber nur für die Grundkosten“, so Feeken. „Wenn nicht bald wirkliche staatliche Unterstützung für Clubs, Discos, Künstler, Musiker und Solo-Selbstständige kommt, dann sehe ich schwarz für die Kulturszene.“
Öffnung auf Sparflamme
Eine Öffnung von Kultureinrichtungen und die Erlaubnis zur Durchführung von Veranstaltungen bis zu 1.000 Teilnehmer*innen sieht der niedersächsische Stufenplan erst in Phase 5. Letztere ist nicht mit einem Datum versehen und ob diese Phase angesichts einer drohenden zweiten Infektionswelle überhaupt erreicht werden kann, bleibt fraglich. Öffnen dürfen derweil Restaurants und auch erste Ferienwohnungen, Hotels und Jugendherbergen sollen ab dem 25. Mai nachziehen dürfen. Allerdings dürfen Gastronominnen dann nur 50% ihrer Kapazität auch nutzen und müssen weitere strenge Maßnahmen einhalten. So müssen Restaurants die Kontaktdaten ihrer Gäste erfassen, wer sich weigert, darf nicht bewirtet werden. Ob es sich für die Restaurants wirklich lohnt, Gäste unter diesen Bedingungen zu bewirten, muss sich zeigen. Vor einem Millionenverlust stehen derweil die Jugendherbergen in Niedersachsen. „Die Einnahmeausfälle liegen bereits jetzt bis zu den Sommerferien bei rund 23,1 Mio. Euro. Eine verlässliche Prognose für den Sommer und den Herbst ist derzeit unmöglich“, berichtet das Jugendherbergswerk auf Anfrage von DIABOLO. Auch die Oldenburger Herberge steht mindestens bis zu den Sommerferien quasi leer, wie Leiter Markus Acquistapace berichtete. Grundsätzlich freue man sich über den Plan einer schrittweisen Öffnung, aber problematisch sei, dass Schulklassen weiterhin nicht reisen dürften.
Digital ist besser
Glück hat in diesen Zeiten, wer seine Angebote ins digitale verlegen kann. Letzteres gilt beispielsweise für die Musikschule in der Bahnhofstraße. Hier werden die Schüler*innen nun Online unterrichtet. Das klappe auch ganz gut, insbesondere bei den Klavierschüler*innen und auch beim Saxofonunterricht, so Musiklehrer Hauke Quaer. Teilweise habe er sogar den Eindruck, dass es besser laufe, als beim Präsenzunterricht. Auch die Beratungsstelle Ibis setzt gezwungenermaßen auf digitale Formate. Hier finden Beratungen nun nur noch per Telefon oder Online statt. Workshops werden in Form von Webinaren angeboten. Dennoch sind die finanziellen Einbußen von Ibis groß. Alle Kulturveranstaltungen mussten abgesagt werden. Die Deutschkurse und die Kinderbetreuung fallen ebenso aus. Düster sieht es auch bei den Theatern aus. Aufführungen sind nicht möglich und die digitale Welt, kann die reale nicht ersetzen. Anders sieht es beim Filmfest Oldenburg aus. Hier plant man eine Erweiterung in den virtuellen Raum und verspricht: Das Filmfest findet statt.
Die Politik
Die Politik tut sich derweil schwer mit Hilfsangeboten an die Kulturszene. Während über Kaufprämien für Autos und die staatlichen Hilfen für Airlines diskutiert wird, spielt die Kreativbranche eine untergeordnete Rolle. Dabei ist die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors nicht zu unterschätzen. Ihr Beitrag zur Wirtschaft in der BRD betrug im Jahr 2018 100,5 Milliarden Euro - Anteil am BIP: 3 %. Damit übertrifft die Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachen Wertschöpfung inzwischen andere Bereiche wie die chemische Industrie, die Energieversorger oder aber die Finanzdienstleister. Immerhin kündigte Finanzminister Olaf Scholz in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel ein Konjunkturprogramm für die Kunst- und Kulturbranche an. In Oldenburg unterstützen weiterhin vor allem die Bürger*innen die Kulturszene. So sammelte die Bürgerstiftung über 20.000 Euro an Spendengeldern ein: „Das Gesamtvolumen der Anträge von 24.350 Euro ist mit unseren Spenden abgedeckt. Ich danke allen, die sich an unserem Spendenaufruf beteiligt haben. Oldenburg hat nicht nur eine lebendige Kulturszene, sondern auch ein starkes bürgerschaftliches Engagement“, so Dietmar Schütz, Vorsitzender der Stiftung und ehemaliger Oldenburger Oberbürgermeister (SPD).
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