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Zeit für Erinnerung
Der 8. Mai sollte als Tag der Befreiung zum Feiertag werden07.05.2020
Text: Christoph Kienemann
Foto: Rüdiger Schön
Bis sich der 8. Mai als Tag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus darstellte, vergingen Jahre, in denen die Interpretation dieses Tages höchst umstritten war. „Niederlagen feiert man nicht“, entgegnete die CDU/CSU-Opposition Bundeskanzler Willy Brandt, als dieser eine Regierungserklärung zum 25. Jahrestag der Kapitulation abgeben wollte. Man sprach davon, dass Schande keine Würdigung verdiene. Es dauerte noch bis in die Achtzigerjahre, bis sich mit der Rede von Richard von Weizsäcker, der 8. Mai als Tag der Befreiung im kollektiven Gedächtnis etablieren sollte. Heute scheint diese Lesart wieder umstrittener denn je zu sein. Wenn Rechtspopulisten den 8. Mai 1945 als Tag einer absoluten Niederlage sehen, in dem Gestaltungsspielraum verloren gegangen sei, dann muss man aufhorchen. Die Deutschen nutzten diesen Gestaltungsspielraum seit 1871 schließlich, um zwei Weltkriege zu beginnen, in denen sie imperiale Großmachtträume zu verwirklichen suchten. Andere Nationen und Menschen sollten unterdrückt und ausgebeutet werden. Diese Unterdrückung vollzog sich aber auch ins Innere. Alles was nicht einer bestimmten Norm entsprach, wurde verfolgt, bestohlen und im schlimmsten Fall ermordet. Der Tag der Befreiung war also im wahrsten Sinne des Wortes das Ende eines menschenverachtenden Systems.
Wenn sich dieser Tag nun im Jahr 2020 zum 75. Mal jährt, wird er nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die ihm eigentlich zustehen sollte. Die Corona-Krise führte auch in diesem Fall zur Absage vieler Gedenkveranstaltungen. „Trotzdem ist es wichtiger denn je, die Erinnerung an die Opfer und an diejenigen, die Widerstand geleistet haben, wach zu halten. „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“, denn wir stehen für ein weltoffenes, demokratisches Deutschland als Teil eines friedlichen Europa.“, sagt Günter Dücker, stellvertretender Vorsitzender des DGB Stadtverbandes Oldenburg.
Gerade in letzter Zeit, als die rechtsextremen Morde des NSU, die Anschläge auf Walter Lübcke und in Hanau zeigten, dass rechter Hass und Terror wieder mehr Zulauf in der Gesellschaft finden, sei es an der Zeit, nicht nur Sonntagsreden zu halten, sondern auch zu handeln. Eine bessere Gesellschaft ohne Diskriminierung, Verfolgung, Antisemitismus, Antiziganismus, ohne Migrant*innenhass fällt nicht vom Himmel, sondern man muss sich schon für sie engagieren. Erinnerungskultur zu pflegen und zu bewahren ist wichtig, das zeigen die Angriffe auf unsere Demokratie von Rechtspopulisten und Neonazis uns deutlich, betont Günter Dücker. Es wäre daher schon lange an der Zeit, den 8. Mai zu einem Feiertag zu machen, gerade auch als Signal an die letzten noch lebenden Holocaust-Überlebenden und ihre Angehörigen.
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