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Raumverluste: Mietverträge für soziale Einrichtungen werden nicht verlängert05.12.2019
Das Haus am Ende der Bahnhofstraße steht ein exemplarisch für das Oldenburger Bahnhofsviertel. Ein wenig schmuddelig und die Mieter*innen widmen sich sozialen und kreativen Themen. Doch damit könnte es in einem Jahr vorbei sein. „In einem Jahr müssen wir unsere Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße 23 aufgeben, da der Mietvertrag nicht verlängert wird. Dies mussten wir bedauerlicherweise vor einiger Zeit im Austausch mit den anderen betroffenen Mietparteien erfahren“, teilte die Oldenburger Faninitiative in einer Pressemitteilung mit. Bei den Räumlichkeiten handelt es sich um den ehemaligen Sitz eines Fanprojektes, das unter Mithilfe des damaligen VfB Managers Rudi Assauer entstand. In der Bahnhofstraße gründete sich nach Ende des Fanprojektes die selbstverwaltete Oldenburger Faninitiative, die hier Fans aller Altersgruppen die Möglichkeit zur Selbstentfaltung und zur Jugendarbeit gibt. Die Oldenburger Faninitiative konnte die Räume, die ihr von der AWO untervermietet wurden, durch eigene Mittel aufrechterhalten. Auf diese Weise konnte eine selbstorganisierte und unabhängige Anlaufstelle von Fans und für Fans des VfB Oldenburg erhalten werden. In den Kellerräumen - die immer noch als Fanprojekt bezeichnet wurden - tauschten sich Fans aller Altersgruppen untereinander aus. Wichtig war dabei vor allem der soziale Aspekt. Die Fans unterstützten sich gegenseitig und leisteten teilweise sehr niedrigschwellige Sozialarbeit.
Darüber hinaus machte die Faninitiative durch die Ausgründung weiterer Vereine auf sich aufmerksam. Dazu gehören der Verein „VfB für Alle” der für seine Antidiskriminierungs- und Integrationsarbeit vom Deutschen Fußballbund (DFB) mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet wurde sowie Updreihn e.V., dessen Mitglieder sich für soziokulturelle Angebote engagieren und das „Updreihn an de Utfahrt“ Festival organisieren. Aktuell gründete sich die Gruppe „FußballFreiraum”, die sich um die Suche nach einem neuen Domizil kümmern will.
Die Faninitiative bietet Raum für das Erstellen von Choreografien und führte zahlreiche Workshops durch, die sich für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft und gegen Diskriminierung einsetzten. Wie es für die Faninitiative weiter geht, ist noch nicht klar: „Am liebsten würden wir natürlich in der Bahnhofstraße bleiben. Dies ist allerdings sehr unrealistisch, zumal wir bereits vor fünf Jahren eine Mietvertragsverlängerung erhalten haben“, teilte die Faninitiative mit. Im Testament der ursprünglichen Besitzerin der Immobilie sie vermerkt gewesen, dass das Gebäude für eine bestimmte Zeit sozialen Zwecken dienen sollte, diese Zeit ist nun scheinbar abgelaufen.
Für die betroffenen Initiativen hatte der Standort in der Bahnhofsstraße gleich mehrere Vorteile. Bei vergleichsweise günstigen Mieten erhielt man Büros im kreativen Viertel Oldenburgs und war zudem über den Hauptbahnhof und den ZOB an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Gerade für die Aids-Hilfe ein unschätzbarer Vorteil, denn sie ist nicht nur für die Stadt Oldenburg zuständig, sondern wird auch von vielen Menschen aus dem Umland aufgesucht. Die Mitarbeiter*innen der Aids-Hilfe beraten Betroffene, wie sie mit einer HIV-Infektionen umgehen können, welche Medikamente und Behandlungen es gibt und stellen bei Bedarf Kontakte zu Selbsthilfegruppen her. An der Bahnhofstraße kümmern sich fünf Mitarbeiter*innen um das Thema.
Auch das Jugendwerk der AWO ist nicht nur für die Stadt zuständig, sondern wirkt ebenfalls über die Stadtgrenzen hinaus. Es kümmert sich um Angebote in der freien Jugendarbeit und führt hierfür Seminare und Workshops durch. Ein Kernpunkt der Angebote liegt in der Ausbildung von Jugendgruppenleiter*innen.
Wo könnten Alternativen liegen? Gerade im Bahnhofsviertel konnten Menschen in der Vergangenheit immer wieder Gebäude umnutzen und für neue Ideen herrichten. Die Flächen werden zwar auch hier weniger, aber immer noch werden Gebäude frei. Zuletzt beschloss der Rat beispielsweise den Verkauf der alten Stadtkasse. Hier würde eine Nutzfläche von 1.400 Quadratmetern zur Verfügung stehen, insgesamt sechs Geschosse. Theoretisch jede Menge Platz für kreative oder soziale Projekte. Die Stadt will jedoch nur verkaufen, wenn ein tragfähiges Konzept vorgelegt wird. Vielleicht könnte Letzteres auch im sozialen Bereich liegen. Hier wäre dann die Politik als Unterstützerin der Sozialeinrichtungen gefragt.
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