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Unerwartete Klänge: Queenz of Piano in der Kulturetage06.11.2019
Text | Horst E. Wegener
Von Berlins Maestro Daniel Barenboim gibt es den klugen Satz: Die Aufgabe eines Klassikkünstlers sei es, das ewig Gleiche immer wieder neu zu entdecken – Abend für Abend. In Wahrheit unterliegt die Klassik also auch dem Diktat der Mode. Wie eine Beethoven-Sinfonie heute klingt, sagt mehr über unsere Zeit aus als über die Zeit Beethovens. Die jeweilige Interpretation ist, wenn man so will, das Gewand, das wir dem nackten Notentext allabendlich überstreifen: glitzernd, abgewrackt, in strenger Form oder individualistisch dekoriert.
Um dem Wahrheitsgehalt dieser These auf den Grund zu gehen, müssten wir uns nur ins aktuelle Programm der Queenz of Piano begeben: Jennifer Rüth, in Würzburg geboren, die unter anderem mit Chris de Burgh und Ronan Keating spielte und mit ihrer Combo Rebop auch im Jazz zuhause ist, sowie Ming, gebürtige Hannoveranerin mit südkoreanischen Wurzeln, die unter anderem mit Jocelyn B. Smith, Seeed und dem Klassik-Pop-Quartett Adoro auf Tour war, wollen dem Publikum in ihrer „Verspielt“-Show zeigen, wie spielerisch die Verbindung zwischen ernster und unterhaltender Musik, zwischen Klassik und Pop bis Rock sein kann. Obwohl die Pianistinnen alle beide mit etlichen Preisen bei renommierten klassischen Klavierwettbewerben dienen können, fühlen sie sich längst in allen Genres zuhause und zeigen, welch unerwartete Klänge in zwei Flügeln stecken: Gitarrenriffs spielen die Queenz auf den Klaviersaiten mit dem Plektrum, die Tasten werden zum Perkussionsinstrument, mal klingt der Resonanzboden nach chinesischem Gong, mal wie eine groovende Bassdrum.
Furios meistert dies Duo einen Musik-Cocktail, der mit der Europahymne „Ode an die Freude“ von Beethoven auftaktet und perfekt in Pharell Williams´ „Happy“ überführt wird. Auch zeigen Rüth und Ming ihrem Publikum, wie Nirvana hätte klingen können, wenn Kurt Cobain ein Zeitgenosse von J.S. Bach gewesen wäre. Und die Queenz rücken W.A. Mozarts „Türkischem Marsch“ zu Leibe, machen ihn durch das Weglassen von Halbtönen, den Verzicht auf Pausen und das Erhöhen des Tempos zum kurzweiligen Ragtime-Trip.
Zwischen ihren musikalisch-akrobatischen Crossover-Nummern spöttelt Queen Ming über depressive und melancholische Trends bei Deutschlands Komponisten, spielt sie eine schwermütige Melodie. Und Kollegin Rüth kontert mit einer Headbanging-Nummer, die sie in Wacken verortet. Da behaupte mal noch einer, Konzertpianistinnen hätten keinen Humor.
Queenz of Piano
Sa. 16.11., 20 Uhr, Kulturetage, OL
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