LzOLzO
OLDENBURG
Freitag

21

Februar

Foto:
Sonne am Marktplatz

Hier geht es zu den aktuellen Ausgaben

Suche:

direkte Antwort ohne Umwege!

Kleinanzeigen

Aktuelles

Mit Holz und Feder19.02.2025





Text und Fotos: Britta Lübbers

Sie kommen harmlos daher, wie aus einem Bilderbuch. Auf den zweiten Blick kann man Hintersinn entdecken, eine versteckte hinter der sichtbaren Ebene. Mensch und Natur, Natur und Mensch. Mensch und Mensch. Und die ganze Spannung dazwischen. „Die Befreiung“ heißt eine Zeichnung. Sie zeigt eine Frau im Hoodie vor einem alienartigen Kind, das aus dem Boden zu wachsen scheint. Das ist ein bisschen spooky. Anders „Der Held“, ein comicähnlicher Wikinger-Typ vor einem gähnenden Hasen. Gebrochene Männlichkeit oder bloß Schalck ohne Botschaft? Egal, man muss schmunzeln. Und das ist durchaus gewollt. „Humor erleichtert den Zugang“, davon ist Christian Przygodda überzeugt.Ist dies noch Humor, oder doch schon böse Ironie, fragt man sich beim Betrachten von „Mudda“. Mudda ist eine Holzskulptur aus der Werkstatt von Sarah Hillebrecht, ein Frauenkörper, dessen Kopf in einem langen Strumpf verschwindet. Die gesichtslose Mutter, halbverschlungen von der eigenen Handarbeit.


Zwei Positionen
„Werkmürdig“ lautet das Motto, unter dem die Arbeiten von Christian Przygodda und Sarah Hillebrecht in der Werkschule Oldenburg gezeigt werden. Der Buchstabentausch deutet

bereits an, wohin die Reise geht – ins Rätselhafte. Allzu ernst soll es dabei nicht werden. Allzu komisch ist es aber auch nicht. Die Ausstellung hält hervorragend die Balance zwischen erheiternd und nachdenklich stimmend. Etwa wenn man die Anordnung betrachtet, die Sarah Hillebrecht „Ergebenheit“ betitelt hat. Da sitzt ein Mensch auf einem Holzkasten, ihm zu Füßen liegen Knöchelchen und Federn, auf einem Kinderstuhl ist Reisig drapiert. Es ist wie ein Blick zurück in die Evolution, in eine Zeit, bevor der Homo sapiens seine Grundlagen verspielte. Die Anordnung ist kunstvoll gestaltet, die Holzfigur perfekt gearbeitet. Und doch haftet der Szene nichts Artifizielles an. Es ist ein stilles Bild, ebenso wie die kleine Komposition namens „Jyrki“. Ein handtellergroßer Mann hockt auf einem Holzstumpf und betrachtet die Reste eines Baumstamms. Jyrki ist ein finnischer Vorname. Dieser Jyrki kommt aus den Wäldern, so viel ist sicher. Und es ist eine Einsamkeit und eine Vergänglichkeit um ihn, die mit Händen zu greifen scheint.
Dass Christian Przygodda und Sarah Hillebrecht für diese sehenswerte Ausstellung zusammengekommen sind, ist kein Zufall. Die beiden leben und arbeiten (gemeinsam) in Bremen.
Christian Przygodda wurde 1966 in Hannover geboren und studierte freie Kunst in Kiel und Bremen. Von 1996 bis 2008 war er einer der letzten Plakatmaler Deutschlands. Er ist auch Komponist experimenteller Musik, hat als Galerist und als Restaurator gearbeitet. „E“ und „U“ in der Kunst sind für ihn Schubladen-Kategorien – in der Musik wie in der Kunst.
Sarah Hillebrecht wurde 1971 in Delmenhorst geboren, besuchte die Berufsfachschule für Holzbildhauerei in Bischofsheim und studierte an der Design-Hochschule für Künste in Bremen. Sie stellte im In- und Ausland aus und sieht sich als „handarbeitende Künstlerin“, als lokale Aktivistin in einer globalisierten Kunstszene. Ihre Skulpturen, so sagt sie, verdichten komplexe Sachverhalte, ohne sie zu reduzieren.
„Die Ausstellung zeigt zwei künstlerische Positionen, welche zu sechs gemeinsam formulierten Stationen im Raum werden“, fasst die Werkschule das Konzept zusammen. „Eure Sprache berührt mich, sie rüttelt auf und lässt lachen“, hat eine Besucherin ins Gästebuch geschrieben. Und das flirrende Flair der Schau gut auf den Punkt gebracht.


Sarah Hillebrecht, Christian Przygodda „Werkmürdig“
Werkschule Oldenburg,
bis 28. März
www.werkschule.de

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.

Um hier Kommentare abgeben zu können müssen Sie sich erst Anmelden!

Benutzername:     Passwort:    

Wenn Sie Ihr Passwort vergessen haben oder Sie sich registrieren wollen Klicken Sie bitte hier.


Sonderseiten
EXB Handwerk
MoX-DIABOLO Ratgeber
Kostbar