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Ein Bremer Original22.01.2025



Text und Foto: Thea Drexhage


Doch die Musik war der ausschlaggebende Punkt für den Karriereweg der Bremerin. Schon vor der Einschulung sang sie im Kinderchor, spielte Blokkflöte, welche mit neun Jahren dann gegen die Querflöte getauscht wurde. Eine klassische Ausbildung im Orchester, das hätten sich die Eltern gewünscht, aber Jazz und Funk waren dann doch irgendwie spannender. Und der Studiengang "Kulturpädagogik“ in Hildesheim, der Frauke Wilhelm zeigte, dass es bei der Musik nicht nur um das perfekte Treffen von Noten geht, sondern, wie interdisziplinär die Musik einsetzbar ist – was ihren späteren Lebensweg prägen sollte. Doch zuerst ging es mit ein paar Bandprojekten auf Tour, darunter auch
mit Neue Revue, mit denen sie zu Zeiten der Maueröffnung in den neuen und alten Bundesländern tourte. Mit dabei auch schon ihr erstes Kind, als dann Nummer zwei unterwegs war, kam die Zäsur. Es galt, den Lebensweg erst einmal anders zu gestalten, alleinerziehend durchzukommen und neue, kreative Wege zu finden und den Traum vom Popstardasein erst einmal ad acta zu legen. Über eine ABM-Stelle in einem soziokulturellen Zentrum begann es dann, dass sich Frauke Wilhelm immer mehr mit der Stadt Bremen
verwob. Zuerst mit einer eigenen kleinen Show an ganz abgefahrenen Orten wie einer Feuerwehrwache oder im Gefängnis bevor sie Anfang der 2000er begann, tiefer in die Geschichte von Bremens Hafenbars einzutauchen. Schlagerfans, Seemänner, Prostituierte – die Menschen der Waller Küste, rückten für sie in den Fokus kreativer Projekte. Zeitzeugenbefragungen, die in Bild und Ton verarbeitet wurden, die ihr Buch „Die Taschen voller Geld“ inspirierten und mit denen sie auch Liveveranstaltungen organisierte, um diese Menschengruppen, die ein so großer Teil von Bremens Geschichte sind, sichtbar zu machen. Das alles gipfelte 2012 darin, dass Frauke Wilhelm sich plötzlich als Kneipenbesitzerin wiederfand und die Golden City, eine Bar als Altbauteilen, in der immer moderner werdenden Bremer Überseestadt eröffnete und damit einen Ort schuf für ganz neue Stadtteilprojekte. Das lief 10 Jahre auch sehr gut, die Golden City wurde ein Kleinkunstidyll, in welchem Frauke Wilhelm sich und Kolleg*innen eine eigene Bühne schuf, für verrückte Ideen, politische Diskussionen und ganz viel Kult. Natürlich kämpft so ein Ort immer um das Fortbestehen, mit Corona kam 2022 dann leider der Sargnagel, Förderungen waren keine mehr zu bekommen, die Bereitschaft der Stadt solch soziokulturellen Orten, die mit ihrer Anwesenheit im gentrifizierten Schickimickiviertel vielleicht auch anecken, auszuhelfen eher gering. Die Türen schlossen sich final und die nun 59-Jährige nahm sich eine kurze Atempause, um an neuen Ideen zu arbeiten. So wurde ihre mittlerweile zweite
Kunstfigur Frauke400 geboren und der Wunsch, eigene Musik zu machen. Nicht mehr mit Band, sondern im Alleingang mit Flöte, Gitarre und einem Boss-Looper nahmen die eigenen Songs schnell Fahrt auf und es galt, sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. La Strada, Breminale oder auch das Watt En Schlick – Frauke400 trat unter dem Motto #bin59werdepopstar in die Öffentlichkeit. Mit schrillen Kostümen und ebenso schriller Musik, sie selbst nennt es Elektro-Art-Pop stellt sich die Künstlerin nun ganz allein auf die kleinen und etwas größeren Bühnen und genießt es in vollen Zügen, ihre Kunst zu präsentieren, mitzureißen und hier und da auch mal ein paar Fragen aufzuwerfen – denn ihre
Songs müssen dabei längst nicht für jede*n zugänglich sein. Verarbeitet werden politische
Themen, aber auch persönliche Erfahrungen, aber nicht mit einem erhobenen Zeigefinger, sondern irgendwie abstrakt. Ihre jüngste Veröffentlichung „MuttiMutti“ handelt beispielsweise von der Demenzerkrankung ihrer Mutter und geht dabei
icht auf die Schrecken ein, die diese Krankheit verbreitet, sondern zeigt, wie ein Leben mit dieser Krankheit, in dem es ja auch besondere und schöne Momente gibt, aussieht. Zu diesem neuen Karriereweg zählt nun auch die Selbstvermarktung. Spotify und Social Media eröffnen ihr dabei ganz neue Wege, mit einem Publikum in Kontakt zu treten – doch am liebsten tut sie dies nach wie vor live.


Frauke400 spielt am 8.3. bei Frau Gunstmann in Oldenburg.

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