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Gutes spricht sich rum20.11.2024
Text und Foto: thea Drexhage
„Hier in der Wunderbar wollte ich dann wirklich nur einen Abend arbeiten. Ein Freund von mir hatte das vorher gemacht. Als ich dann hier drin stand, wusste ich, dass etwas mit mir passiert. Ich war so richtig angekommen und habe noch immer Gänsehaut, wenn ich daran denke.“, erzählt er. Seit diesen 30 Jahren gibt es in der Wunderbar aber nicht nur Drinks und Speisen, sondern auch jede Menge Kultur: Konzerte oder Lesungen zum Beispiel. Aber wie begeistert man Künstler*innen dafür, ausgerechnet in Westerstede vorbeizuschauen? Das hat sich von allein ergeben. Angefragt wurde erst einmal, wer gefällt. Schließlich müsse man als Betreiber oft zwei Tage mit den Künstler*innen verbringen. Diese kommen am Mittag des Konzerttages an, bauen auf, spielen ihre Show und versacken gegebenenfalls hinterher noch im Laden, sodass eine Rückfahrt erst am nächsten Tag möglich ist. Das verbindet natürlich auch. Mark Winkler erinnert sich dabei an viele schöne Abende, die zu langjährigen Freundschaften geführt haben: „Einer davon war mit Jupiter Jones. Die hatten Matze Rossi mit seiner Band im Vorprogramm dabei und spielten selbst unplugged mit 11 Leuten, darunter auch Musiker von Schrottgrenze. Der Abend ist dann völlig eskaliert. Die Band hat irgendwann die Theke übernommen, weil der Sänger Nicki selbst zu der Zeit in einem Irish Pub gearbeitet hat. Das hatte dann eine ganz enge Verbindung zur Folge. Meine damalige Küchenkraft hat dann sogar Background auf ihrer Single „Still“ gesungen und unser Hauskünstler hat viel für die fotografiert.“ Und so spricht sich dieser ungewöhnliche Laden mit dem Inhaber, der selbst für die Musik brennt, in Künstler*innenkreisen schließlich rum. Auch besagter Matze Rossi ist mittlerweile ein Stammgast in Westerstede und schaut regelmäßg mit seiner Klampfe vorbei - ganz nach dem Motto: Freunde treffen und Musik machen. Ein Bild seiner Konzerte dort ziert sogar eines seiner Plattencover.
Ein weiterer Grund, warum sowas dauerhaft funktionieren kann, sind die treuen Stammgäste, die sich mittlerweile über mehrere Generationen verteilen und den Laden eigentlich jeden Abend, auch wenn auf der Bühne gerade nix passiert, mit Leben füllen. Menschen zu bewirten und ihnen eine gute Zeit zu verschaffen ist auch das, was Mark Winkler die größte Freude bereitet. Leider, so ist das bei uns nun mal, gibt es aber auch noch all die bürokratischen Aspekte, die es zu erfüllen gilt, sodass die Thekenzeit manchmal etwas zu kurz kommt. Ablenkung von all dem findet er im selbst musizieren. Seit fast vierzehn Jahren ist er Bassist von Off Limits, war unter anderem auch schon mit Tom Liwa und seinen Flowerpornoes auf Tour – den er natürlich in der Wunderbar kennengelernt und ihn einfach eingeladen hat. „Das geschah, nachdem ich und eine Kollegin uns über unsere Wunschgäste unterhalten haben. Meiner war Tom Liwa, ihrer der Schriftsteller Selim Özdogan. Kann man die einfach nach Westerstede holen? Ja!“, schwärmt er noch immer. Seit der Pandemie finden nicht mehr ganz so viele Veranstaltungen statt wie zuvor, aber die Hoffnung bleibt, dass das in den kommenden Jahren wieder zunimmt. Das ist aber nicht nur ein Kostenfaktor, die Wunderbar arbeitet ohne Förderungen, sondern auch ein Energiefaktor, denn so ein Konzert muss ja auch gewuppt werden. Tische und Stühle müssen raus, die Bühne und Technik aufgebaut und die Künstler*innen versorgt werden, bevor am nächsten Tag wieder abgebaut wird – dazu die Schicht hinterm Tresen. Trotzdem gibt es für Mark Winkler keinen schöneren Job und wenn es doch Mal zu viel wird, kann man Westerstede ja in alle Richtungen zu spannenden Ausflugszielen verlassen. Über die Stadtgrenzen heraus ist die Wunderbar auch durch die Medien bekannt geworden, dank eines flauschigen Vierbeiners. Der mittlerweile verstorbene Kneipenkater Felix aus der Nachbarschaft wusste das Ambiente der Wunderbar genau so zu schätzen, wie die zweibeinigen Gäste und schaffte es damit sogar ins Fernsehen. Er war ebenso Kneipenmaskottchen, wie der über allen Köpfen rotierende Weihnachtsmann, dem nach 25 Jahren ziemlich schwindelig sein dürfte. „Den hatte meine Kollegin mal von der hiesigen Basketballmannschaft zu Weihnachten bekommen und der flog an Ostern immer noch hinterm Tresen rum. Ich hab sie dann gegängelt ihn endlich mitzunehmen. Dafür müsse ich ihn irgendwo hinlegen, wo sie ihn beim Gehen sieht, meinte sie. Also hängte ich ihn an den Ventilator. Als sie ihn dann runtergenommen hat, haben sich die Gäste beschwert – der müsse bleiben.“ So wurde er zum Wahrzeichen, den sich einige Gäste sogar über die Jahre unter der Haut verewigen ließen. „Für viele Weggezogene ist er so ein Sinnbild für die Heimat geworden.“, ergänzt Winkler. Es sind unzählige Geschichten wie diese, die diesen Laden so besonders machen.
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