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Nicht vom Namen täuschen lassen07.12.2023



Text und Foto: Thea Drexhage

Bewaffnet mit der Akustikklampfe oder E-Gitarre und Effektgeräten fühlt sich die Musikerin eher in Popgefilden wohl, reizt diese aber bis an ihre Grenzen aus und schafft es vor allem durch Inhalte, sich von der Norm der deutschsprachigen Popmusik zu unterscheiden. Kein Wunder also, dass sie schließlich bei einem der beliebtesten deutschen Indielabel, dem Grand Hotel van Cleef in Hamburg, landete. Als Support von Szenegrößen wie dem Labelgründer Thees Uhlmann, Die Nerven oder Fjørt hat Shitney Beers in den vergangenen Jahren etlich viel Bühnenerfahrungen gesammelt, sodass der eigenen Tour im Februar eigentlich nichts im Weg stehen dürfte. Beachtenswert dabei ist auch, dass sie gern ins Vorprogramm von Bands gesteckt wird, die eher härtere Töne anschlagen und sie sich durch ihre Scheiß-egal-Attitude und mittelguten bis knackigen Witze auch vor einem Publikum behaupten kann, das vielleicht nicht erfordert eine ganze Menge Mut. gekommen ist, um melancholische Popmusik zu hören. Sich dieser Herausforderung in so jungen Jahren ganz allein mit einer Gitarre zu stellen
Hin zur Musik zog es Maxi Haug schon früh. Mit vier Jahren tastete sie sich an das Klavier, wenige Jahre später war dann aber doch die Gitarre das einfach coolere Instrument. So ließ sie sich 2-3 Akkorde zeigen und der Rest kam schließlich ganz von allein. In ihrer Teenagerzeit begann sie dann, eigene Songs zu schreiben und mit 18 ging kein Weg mehr an den ersten kleinen Bühnen vorbei, doch die eigenen Sachen zu spielen, statt sich hinter Coversongs zu stecken, fiel ihr in der Anfangszeit schwer. Später probierte sie sich an der Pop-Akademie aus und studierte dort eine Zeit lang Musikbusiness, eigentlich mit dem Plan der eigenen Labelgründung, um Flinta* eine Plattform zu bieten, brach dieses Vorhaben jedoch ab, obwohl ihr nach dem Schulabschluss eine weitere abgeschlossene Ausbildung fehlte. Mehr Zeit für Musik. Ihr Debütalbum “Welcome To Miami’, das so gar nichts mit dem gleichnamigen Will Smith Song gemeinsam hat, erschien im Juli 2021 und wurde von der Kritik überaus wohlwollend angenommen. Vor ziemlich genau einem Jahr erschien dann auch schon ihr zweites Album „This Is Pop“, dass ihr Vergleiche sowohl mit Folk-Heldin Phoebe Bridgers als auch den Riot Grrls von Bikini Kill einbrachte und die Wahrheit, die liegt irgendwo dazwischen. Shitney Beers’ oftmals traurige Songs voller Selbstreflexion, Selbstzweifel und Selbstironie wirken überaus authentisch und umfassen die Dinge, die eine 27-jährige in dieser Zeit eben so bewegen. Von Heartbreak und Fernbeziehungen über einvernehmlichen Sex und Hommagen an musikalische Vorbilder wie Peaches ist alles dabei, was das direkte Umfeld bewegt. Während sie auf ihrem Debüt „Welcome To Miami“ noch breitere Themen aufschlug und auf englisch über Feminismus und Gentrifizierung sang, wirkt die neue Platte textlich in sich gekehrter, klanglich hingegen viel selbstbewusster und absolut international. Wie lange Shitney Beers also noch Geheimtipp der deutschen Indieszene sein wird, das bleibt fraglich und auch, ob ihr Künstlerinnenname dauerhaft Bestand hat. Entstanden ist er aus ihrer persönlichen Liebe zu Britney Spears, einem Filmausschnitt, in dem Britney zu Shitney wurde, was ihr zur damaligen Zeit wahnsinnig lustig erschien, und ihrem Faible für Bier, das wohl mittlerweile auch nicht mehr so groß ist... Also nicht vom Namen abschrecken lassen, Shitney Beers ist im Herzen Punk, aber auf der Bühne gibt’s guten, handgemachten Pop.



Shitney Beers spielt am 10.1.2024 im Tower, Bremen.

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