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Riskante Indieprojekte13.09.2023




Text: Horst E. Wegener Fotos: Veranstalter
Ihr Leitspruch: „Ich gehe gern an die Grenzen“ trifft sowohl auf Le Bescos Regiearbeiten als auch für ihre schauspielerischen Aktivitäten zu. Mit einem Vater, der sowohl als klassischer Gitarrist als auch als Linguist mit ihrer Mutter, der algerisch-französisch stämmigen Schauspielerin, Architektin und Autorin Catherine Belkhodja einen multi-kulturell geprägten Lebensstil in Paris pflegte, wuchsen die Ende November 1982 geborene Isild und ihre ebenfalls regie-affine Schwester Maiwenn sowie die weiteren Halbgeschwister und Nichten zur Experimentierlust durch die Eltern stets ermutigt in einem liberalen Umfeld auf. Ihren ersten Filmauftritt hatte Isild im Alter von acht Jahren zusammen mit Maiwenn; zu Beginn ihrer Schauspielerlaufbahn spielte Isild oft junge Außenseiterinnen, die in problematische Liebesbeziehungen geraten. In ihren späteren Rollen entwickelte sie die ihr angetragenen Frauenbilder weiter, favorisierte gleichwohl weiterhin die unangepassten Anarcho-Charaktere. Als Regisseurin zeigt sich Le Besco erst recht an extremen Situationen interessiert , lotete sie mal offenherzig das Treiben von drei auf sich allein gestellten Kindern aus, inszenierte das Coming-of-Age eines verstokkten Jugendlichen oder verfilmte eine fatale Ménage-à- trois dreier junger Frauen.
Nachdem Le Bescos mit ihrer dritten Spielfilmregiearbeit „Bas-Fonds“ 2010 in Locarno begeisterte Kritiken erhielt widmete ihr die Lincoln Film Society in New York Anfang 2011 eine Werkschau. Dass die New York Times dann ihr Portrait „The wild child of french cinema“ nannte, mag Le Bescos Ruf als von Kritikern gerühmte Filmemacherin weithin unbekannter Filme gefestigt haben, der Regie-Kollege Jean Luc Godard schlug ihr obendrein vor, nachdem er sich das Regiedebüt „Demi-Tarif“ der jungen französischen Wilden nachträglich angesehen hatte, sich ihm in den Reihen der „einsamen Wölfe“ anzuschließen. In Oldenburg fand man es jetzt an der Zeit, die französische Ausnahmefilmemacherin einem breiteren Publikum in Deutschland ans Herz zu legen. Im Rahmen des Le Bescos-Tributes werden zwischen dem 13. und dem 17. September mehrere ihrer Arbeiten gezeigt, inklusive ihres neuesten Films „Confines“.


II. Tribute Jen Gatien

Ähnlich wie in Isild Le Bescos Filmen gilt das Interesse an jenen Geschichten, die die New Yorkerin Jen Gatien als Produzentin finanziell ins Laufen bringt, immerzu höchst riskanten Independent-Projekten, zunächst unbekannten Regisseuren nebst talentierten Newcomer-Schauspielern. Als Tochter des Besitzers eines weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten New Yorker Clubs wuchs Jen inmitten der sich in Dads „Limelight“-Location tum-melnden Künstlerboheme auf. Das Independentkino von Ostküsten-Produktionsgrößen wie Ed Pressman oder der New Queer Cinema-Patin Christine Vachon lag Jen Gatien immerzu näher als Hollywoods Kommerzkino. Wenig verwunderlich also, dass ihr eine Dokumentation über das Chelsea Hotel, jenes angesagte Ostküstendomizil aller in der Stadt weilenden Künstler, naheliegend erschien – und sich unter der Regie des von Gatien hoch geschätzten Independentfilmers Abel Ferrara ganz ohne vorliegendes Drehbuch zu einem Vorzeigeprojekt entwikkeln mochte. Während diese Doku dann ihre Premiere in der prestigeträchtigen Wet-tbewerbsschiene des Filmfestivals von Cannes begehen durfte, feierten weitere Spielfilmproduktionen der New Yorkerin ihre Welturaufführung auf dem US-Independentfilmfest-Mekka Sundance, darunter die Spielfilme „Hounddog“, „Holy Rollers“ und „For Ellen“ oder wurden wie „Kiss of the Damned“ von Venedig eingeladen. In Oldenburg werden fünf von Jen Gatiens Kinoarbeiten zwischen dem 13. und dem 17. September gezeigt.

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