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Für ein kulturell starkes Ostfriesland13.06.2023



Interview: Thea Drexhage Foto: [font=Helvetica]Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse[/font]


MoX: Sie sind seit 2014 Landschaftspräsident und jetzt in ihrer zweiten Amtszeit. Was motiviert sie diese Aufgabe auszuführen? Wo liegen ihre Kernaufgaben?
Rico Mecklenburg: Das ist eine ganz große Ehre und ein sehr schönes Amt. Man lernt Land und Leute sehr gut kennen. Nach unserer Verfassung ist es so, dass der Landschaftspräsident die Landschaft nach außen vertritt und neben inhaltlichen Aufgaben vor allem repräsentative Aufgaben hat. Der eigentliche Betrieb der Landschaft wird vom Landschaftsdirektor geführt. Gerade durfte ich die Gezeitenkonzerte eröffnen. Ich bin in vielen Gremien im Amt, bei der Emder Kunsthalle, der Johannes a Lasco Bibliothek, beim Schulmuseum Folmhusen, beim Organeum. Ich bin Vorsitzender des Vereins, der die MUSEALOGEN Qualifizierungsmaßnahmen durchführt für die einzelnen Museen. Dort werden vor allem junge Leute, die arbeitslosen Kulturwissenschaftler, Kunsthistoriker etc. für den Arbeitsmarkt fit gemacht. Ich bin auch Aufsichtsratsvorsitzender der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse. Innerhalb der Landschaft bin ich natürlich über den Betrieb der einzelnen Abteilungen informiert, bin aber nicht Dienstvorgesetzter für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Dafür sind Landschaftsdirektor und Kollegium zuständig.
MoX: Wo lagen in den letzten 3 Jahren bei der Ostfriesischen Landschaft die Herausforderungen?
Rico Mecklenburg: Im Gegensatz zu anderen Landschaften in Niedersachsen sind wir ja auch tatsächlich Veranstalter eines größeren Festivals, die Gezeitenkonzerte. Das war natürlich eine große Herausforderung. Ein Jahr, 2020, durften wir kein Publikum haben. Da haben wir für das Internet gestreamt, ohne Publikum war das sehr merkwürdig. Wir sind dank der breiten Unterstützung von Wirtschaft und vieler Privatpersonen finanziell einigermaßen damit durchgekommen. Im letzten Jahr hatten wir mit 38 Konzerten fast wieder ein volles Programm, allerdings war da beim Publikum noch Zurückhaltung zu spüren, das ist in diesem Jahr gar nicht mehr so. 2021 durften wir nur die Hälfte der Plätze besetzen, das war auch eine Herausforderung, dort haben wir dann die Doppelkonzerte gestartet, dass an einem Tag zwei gleiche Konzerte durchgeführt wurden, sodass wir die Publikumswünsche nach Karten halbwegs erfüllen konnten. Mit Kreativität und großem Engagement hat das gut geklappt. Im übrigen Kulturbereich, den wir fördern bzw. der mit Mitteln des Landes Niedersachsen gefördert wird, die wir verteilen, gab es Hilfen, wie die Coronasonderprogramme, die wirksam waren. Im letzten Jahr hatten wir gut eine halbe Millionen Euro zur Verfügung, das ist deutlich mehr als sonst. In regionaler Kulturförderung reden wir sonst über 160.000 Euro, die wir Jahr für Jahr verteilen dürfen. Es gab ein Soloselbstständigenprogramm, das mit erheblichen Mitteln, um die 200.000 Euro, durchgeführt und auch gut nachgefragt wurde. Es gab auch ein Investitionsprogramm für kleine Kultureinrichtungen, das noch immer läuft. Das wurde so gut angenommen, dass man seitens des Landes und der Landschaften gesagt hat, dass das unbedingt weiterlaufen muss. Dort sind 100.000 Euro hineingeflossen. Dann hatten wir noch 100.000 Euro für ein Digitalisierungsprogramm, was ebenfalls gut angenommen wurde. Zumindest ein kleiner Vorteil während der Pandemie mit all ihren Schrecken war, dass wir mit der Digitalisierung, auch in Kultureinrichtungen, gut vorangekommen sind.
MoX: Was konnten Sie aus dieser Zeit lernen?
Rico Mecklenburg: Eine ganz profane Sache zum Beispiel. Bei den Gezeitenkonzerten haben wir im Publikum relativ viele ältere Menschen. In den letzten Jahren haben wir immer um 20 Uhr gestartet. Durch die Doppelkonzerte gab es frühere Veranstaltungen, die bei den älteren Menschen gut ankamen, sodass wir unsere Veranstaltungen nun um 19 Uhr beginnen. Es sind oft ganz normale Dinge im Ablauf,[font=Bembo]  [/font]die man gelernt hat. Was man auch sagen muss, ist, dass man mit den Kulturschaffenden noch stärker ins Gespräch kommen musste, um deren Sorgen und Nöte besser verstehen zu können. Das sollten wir in der Zukunft beibehalten.
MoX: Soloselbstständige gehören normalerweise nicht zur Hauptfördergruppe der Landschaft. Hat sich das mittlerweile geändert?
Rico Mecklenburg: Die Kontakte haben sich massiv verstärkt und es haben sich neue Kontakte gebildet, die es vorher nicht gab. Dadurch haben sich auch neue Strukturen gebildet. Künstler haben sich zusammengetan und Vereine gegründett, über welche sie Veranstaltungen durchführen. Wenn man an staatliche Gelder herankommen will, ist es einfacher für Organisationen als für Einzelpersonen. Wenn Soloselbstständige in Zukunft etwas vorhaben, was nicht mehr durch das Sonderprogramm gefördert wird, dann kann es vielleicht aus der regionalen Kulturförderung gefördert werden. Der Staat muss weiterhin ein Augenmerk auf diese Gruppe haben, damit sie nicht in Existenznöte fallen.
MoX: Was wird im Kulturbereich für Kinder und Jugendliche getan?
Rico Mecklenburg:  Es ist ein Merkmal, bzw. eine Bedingung bei der regionalen Kulturförderung, dass Projekte auch dazu führen, dass sich junge Menschen beteiligen und wenn solche Projekte bei uns beantragt werden zur Förderung, dann ist das ein dicker Pluspunkt. Wir sind in der Situation, dass es viel mehr Anträge gibt als Fördermöglichkeiten. Das ganze Programm ist doppelt überzeichnet. Bei den Gezeitenkonzerten haben wir generationsübergreifende Programmpunkte oder das Kinderkonzert mit den Blindfischen, wo ganz junge Menschen angesprochen werden. Außerdem haben wir seit Jahren das Programm TONALi, womit wir in die Schulen der Region gehen. Dort kommen Künstler der Gezeitenkonzerte in die Schulen, spielen Konzerte und geben den Schülern die Möglichkeit, mehr über das Künstlerdasein zu lernen.
MoX: Wie würden Sie die Bedeutung der Gezeitenkonzerte für die Region beschreiben?
Rico Mecklenburg:  Großartig. Ganz großartig. Die Initiative ging vor über 30 Jahren von einer Künstlerfamilie aus Aurich aus.  Viele Jahre wurde mit der Ostfriesischen Landschaft zusammengearbeitet. 2011 gab es da eine Trennung. Seit 2012 machen wie die Konzerte allein. In diesem Jahr können wir 40 Konzerte in einer sehr großen Vielfalt durchführen. Nicht nur Klassik, sondern auch Jazz, Comedy, Soul. Dazu kommen unsere Mitwettbewerber mit 20 Konzerten.  Das ist für Ostfriesland aus mehreren Gründen ein Gewinn. Das tut dem Tourismus gut, wenn Urlauberinnen und Urlauber im Sommer entsprechende Angebote haben. Ein weiterer Grund ist, dass wir in Ostfriesland, wie an anderen Orten auch, mit dem demografischen Wandel zu tun haben. Als Energieregion brauchen wir hochqualifizierte Fachkräfte, die entweder herkommen oder bleiben müssen. Da ist dann der Beruf die eine Seite und die andere, das Leben, das zum Beruf dazugehört. Dort möchte man natürlich auch eine gewisse Qualität an kulturellen Veranstaltungen haben und das bereichern wir auch mit den Konzerten. Kultur ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region.


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