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„Kulturgenuss in schwierigen Zeiten“06.04.2021



Das Eversten Holz wird zum Freilichtmuseum

Die Bauzäune werden nochmal geradegerückt und die letzten großformatigen Drucke poliert. Am 27. März eröffnet die Ausstellung „Großstadt Wildnis“ mit Fotografien des Wildtierfotografen Sven Meurs. Im Fokus: das wilde Leben überall da, wo man es nicht erwartet oder im Stress des Alltags leicht übersieht. Mit der Verdrängung des natürlichen Lebensraums zieht es wilde Tiere immer mehr in die Städte, das Nahrungsangebot ist groß, ob nun durch Müll oder private kleine Gärten. Wenn man dann doch einmal so eine unerwartete Begegnung mit einem Fuchs, Reh oder Wildschwein hat, dann ist das Staunen groß. Diese Faszination möchte Meurs festhalten. Ein gar nicht so einfaches Unterfangen. Einige Aufnahmen brauchen neben dem fotografischen Talent noch eine andere Fähigkeit: Geduld. Oft verharrt der Fotograf stundenlang über mehrere Tage in einem Tarnzelt, um das wilde Leben vor die Linse zu bekommen. Die Belohnung: einzigartige Aufnahmen.
Museumsdirektorin Ursula Warnke zeigt sich sehr erfreut, diese Ausstellung im Eversten Holz stattfinden lassen zu können. „Das ist in Pandemiezeiten ein schönes Angebot für Oldenburger*innen. Wir wissen ja nicht, wie lange wir weiterhin geöffnet haben dürfen. Trotzdem wollten wir den Oldenburger*innen ein kulturelles Angebot machen. Da ist das Eversten Holz der richtige Ort. Auch bei uns im Museumsinnenhof sind 3 Fotografien zu sehen, um die Ausstellungen inhaltlich zu verknüpfen. Damit möchten wir auch zeigen, welch wichtige Rollen Museen einnehmen.“ Während die zahlreichen Bauzäune beim Betreten des Eversten Holz etwas ungewöhnlich wirken mögen, haben sie einen sehr praktischen Nutzen: die Ausstellung bleibt dadurch mobil. Es ist eine ungewöhnliche Lösung, die sich bestens für die großformatigen Aufnahmen eignet. Außerdem sorgt die Durchlässigkeit der Gitter für eine unauffällige Einfügung in die umliegende Natur. Um Vandalismus vorzubeugen, werden die Exponate wöchentlich kontrolliert, denn natürlich birgt das Ausstellen von Kunst im öffentlichen Raum immer ein Risiko.
Die Neugier der Passant*innen scheint schon während des Aufbaus groß. Immer wieder stoppen die Menschen, um die Bilder genau unter die Lupe zu nehmen.
Biologin und stellvertretende Direktorin des Landesmuseums für Natur und Mensch Dr. Christina Barilaro betont, dass man mit offenen Augen durch die Städte gehen soll, denn auch Oldenburg sei voll von unerwarteter Wildnis. Die Aufnahmen von Meurs stammen jedoch nicht aus Oldenburg, sondern aus ganz verschiedenen deutschen Großstädten, sei es die unscheinbare Maus im Gleisbett des Kölner Bahnhofs oder der rote amerikanische Flusskrebs, der sich in den Gewässern Berlins gemütlich gemacht hat. Doch wie letzteres ist nicht jedes Tier erwünscht. Durch die Verwilderung von Haustieren oder dem Aussetzen exotischer Arten entsteht ein Ungleichgewicht in der heimischen Flora und Fauna, gegen welches Vorgegangen wird, sei es das Fischen und Verkaufen der Krebse, oder das Jagen von Wildkaninchen mit der Hilfe von Frettchen, beispielsweise an großen Flughäfen, wie Dr. Christina Barilaro erklärt.
Die Ausstellung „Großstadt Wildnis“ bietet viel Potenzial als Bildungsangebot, gerade für Schüler*innen, doch das übliche Begleitprogramm muss Pandemiebedingt vorerst entfallen. Dennoch lohnt sich der Besuch im Eversten Holz, denn die Aufnahmen sind mit ausführlichen Informationen zur Entstehung versehen. Ebenfalls gibt es ein begleitendes Buch von Sven Muers, welches auch im Museumsshop erhältlich ist.
Insgesamt 23 Aufnahmen zeigt die Ausstellung, welche bis zum Ende der Herbstferien am 31. Oktober aufgebaut sein wird.

Text und Fotos: Thea Drexhage


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