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Eine Amerikanerin in Berlin06.11.2019



text | Horst E. Wegener

Wer weiß schon, dass das Gift der Biene stärker wirkt als das einer Hornisse. Diese Erkenntnis veranlasste den englischen Poeten William Blake im 19. Jahrhundert zu einem oft zitierten Spruch: „The poison of the honey-bee is the artist´s jealousy“, zu deutsch: „Das Gift der Biene ist die Eifersucht oder der Neid des Künstlers“.  
Die 1973 in den USA geborene Isabel Fargo Cole war von Blakes These fasziniert genug, um diese als Ausgangsbasis für ihren neuesten Roman zu nehmen. Als Wahlberlinerin verlegt sie ihre Geschichte in die deutsche Hauptstadt, denkt sich zudem eine Art Alter ego aus: Ihre Christina ist ebenfalls US-Amerikanerin, kommt mit Mitte 20 nach Berlin. Sie liebäugelt damit, hier zur Zeit nach dem Mauerfall über ihrer Forschungsarbeit zu Berlin Utopia zu brüten – weshalb vor allem die Ost-Bezirke ihr Interesse wecken. An der Uni läuft Christina die rebellische Meta über den Weg, die in ihrer Hausgemeinschaft eine Art Kultursalon betreibt. Das Projekt, das Meta vorschwebt: Bienen in einem Glaskasten halten und der interessierten Öffentlichkeit präsentieren. Die spinnerte Idee dahinter: Das Bienenvolk soll als ein Bild stehen für eine Gemeinschaft, die an etwas Größerem arbeitet. Nun ja, als Leser ahnt man, das solche Ideen vortrefflich zur Katastrophe taugen. Immerhin hat Christina irgendwann reichlich Stoff für ihr Buchprojekt gesammelt, so dass sie nach New York zurückfliegen kann, um dort mit dem Schreiben loszulegen.
Isabel Fargo Cole, in New York aufgewachsen, lebt seit 1995 in Berlin, wo sie als Übersetzerin und Autorin arbeitet. Groß geworden in jener Gorbatschow-Ära, als man auch in God’s own Country damit liebäugelte, die Kalte Kriegs-Grenze quer durch Europa endgültig atomisieren zu können, immatrikulierte sich Fargo Cole in der Nach-Wende-Zeit an der Berliner Humboldt-Universität, um vor Ort Russisch und Neue deutsche Literatur zu studieren. Ihr Freundeskreis während des Studiums setzte sich überwiegend aus Ex-DDRlern zusammen, zu ihrer Lieblingsfreizeitbeschäftigung erkor Studentin Isabel das Wandern: Fasziniert vom Durchstreifen jener waldreichen Region im Harz, aus der ihr Lieblingsdichter Novalis stammte, nahm schon damals die Idee zum Romandebüt „Die grüne Grenze“ erste Formen an. Die Namen der Dörfer Sorge und Elend im ehemaligen Grenzgebiet boten einen Zugang zur Annäherung an deutsch-deutsche Geschichte, die von der mittlerweile als Übersetzerin und Autorin arbeitenden Wahlberlinerin zwischen 1973 und ‘87 aufgefächert wird. Virtuos fängt Isabel Fargo Cole in ihrem Folgeroman nach „Die grüne Grenze“ das Lebensgefühl der 90er Jahre in Berlin ein. Erneut schaut sie damit im Rahmen der LiteraTour Nord in Oldenburg vorbei.

Die gebürtige US-Amerikanerin
Isabel Fargo Cole stellt am
10.11. ab 11 Uhr
im Wilhelm13 ihren Roman
„Das Gift der Biene“ vor

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