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Wochenzeitung DIABOLO:
Verlustgeschäft?
EWE verkauft Türkei-Geschäft an Socar Turkey30.01.2019

Die EWE verkauft ihre Beteiligungen in der Türkei an den aserbaidschanischen Energieversorger Socar Turkey. Die EWE ist in der Türkei an den Versorgern Bursagaz und Kayserigaz beteiligt. Das Engagement begann bereits im Jahr 2007. Neben dem aserbaidschanischen Staatskonzern war auch der türkische Versorger Palmet als möglicher Käufer gehandelt worden.


Die Zukunft des Türkei-Geschäfts der EWE ist besiegelt? Im Frühjahr 2018 erklärte der damals neue EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Döhler, dass die Beteiligungen der EWE an den türkischen Versorgern Bursagaz und Kayserigaz genauestens überprüft werden sollten. Bei dieser Überprüfung kam man bei der EWE offenbar zu dem Schluss, dass es an der Zeit sei, sich von seinem Türkei-Geschäft zu trennen. Im letzten Sommer kündigte Döhler an, das Türkei-Geschäft dann zu verkaufen, wenn ein angemessenes Angebot eingehen sollte. Zunächst zeigte sich offenbar der aserbaidschanische Staatskonzern Socar am EWE-Geschäft interessiert, nun gab die EWE bekannt, dass Socar Turkey die Beteiligungen an Bursagaz und Kayserigaz übernehmen wird. Der Abschluss der Transaktion wird für das erste Halbjahr 2019 erwartet und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der türkischen Wettbewerbsbehörde und der türkischen Regulierungsbehörden für Energiemärkte und Informationstechnologien. Einen Verkaufspreis nannte die EWE nicht. Die Agentur Reuters zuvor zitierte einen Palmet-Vertreter mit den Worten, dass man sich mit der EWE in Gesprächen befinde und bereit sei, bis zu 150 Millionen Euro für das Türkei-Geschäft zu bezahlen. Socar Turkey ist eine Tochtergesellschaft der Socar- State Oil Company aus Aserbaidschan und ist mit 14,2 Mrd. USD seit 2008 der größte ausländische Investor in der Türkei.
Diese Zahlen lassen allerdings aufhorchen. Denn insgesamt hat die EWE für ihr Türkei-Geschäft über 600 Millionen Euro gezahlt. Ein Verkauf zu den öffentlich genannten Zahlen würde für den Konzern also einen enormen Verlust bedeuten. Eine Nachfrage seitens DIABOLO zu diesen Zahlen ließ die EWE unbeantwortet. Warum trennte sich die EWE dennoch von ihrem Türkei-Geschäft? Ein Grund könnte in der andauernden Wirtschaftskrise in der Türkei liegen. Die Gaspreise in der Türkei werden in türkischer Lira abgerechnet und werden zudem vom Staat festgelegt. Seit 2016 verzeichnete die türkische Lira allerdings einen Wertverfall. Allein im letzten Jahr verlor die Lira 30 Prozent ihres Wertes. Aktuell müssen 6 Lira für einen Euro bezahlt werden. Für die EWE bedeutet dieser Wertverlust enorme Umsatzeinbußen. Im Jahr 2017 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzrückgang von 14,3 Prozent im Türkei-Geschäft. Das Thema wird in der kommenden Woche auch die Oldenburger Politik befassen. Die Grünen haben einen entsprechenden Antrag für den Finanzausschuss gestellt. Sie wollen von der Verwaltung wissen, ob der Verkauf des Türkei-Geschäftes negative Auswirkungen auf die Dividende haben wird, die die EWE auszahlt und ob durch die angenommenen Verluste ein Sparprogramm bei der EWE angedacht ist. Vor dem Hintergrund des gescheiterten Putsch-Versuches in der Türkei und der folgenden restriktiven Politik des türkischen Präsidenten Erdogan, hatten Linke und Grüne das Engagement der EWE in der Türkei bereits im Stadtrat kritisiert. Die Linke forderte im August 2017 den Rückzug der EWE aus dem Türkei-Geschäft.
Darüber hinaus plant die EWE 26 Prozent ihrer eigenen Anteile an Investoren zu verkaufen. Zu potenziellen Investoren, die neues Geld in die EWE-Kassen spülen würden, gehören der Investor Macquarie, die Allianz, der kanadische Pensionsfonds OMERS, der niederländische Pensionsfonds PGGM und der australische Infrastrukturfonds IFM. Insgesamt könnten Anteile im Wert von ca. 1,6 Milliarden Euro den Besitzer wechseln. Die Stadt ist über die Weser Ems Energiebeteiligung GmbH an der EWE beteiligt und kein direkter Gesellschafter.

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